Wo sind sie
geblieben ?
Reisebericht Ostpreußen - Königsberg - Kaliningrader Gebiet
Nach
1-jähriger Planung begann am 10.07.2011 unsere Fahrt nach Ostpreußen. Unsere
Wege führten in die Ortschaften von Heiligenbeil,
Balga, Groß Hoppenbruch, Ludwigsort,
Königsberg,
Fuchsberg, Klein Rödersdorf, Sperwienen, Groß Klinkenbeck und
Zinten.
Diese Fahrt sollte für uns in
die Vergangenheit gehen, um die Orte eines Veteranen und einer ehemaligen Ostpreußin
zu besuchen.
Es soll eine kleine
Dokumentation werden, wo sie einst gekämpft, geboren und aufgewachsen sind.
Die Reise führte uns an Orte, die wir nur aus Büchern oder Erzählungen
kannten. Wir sahen Landstriche wo einst schöne blühende Dörfer und Äcker
waren und heute nur noch
verwilderte Landschaften zu sehen sind. Viele ehemalige Ostpreußen die dies sehen würden, wären
den Tränen nahe. Auch mussten wir feststellen, dass die Toten nach 67 Jahren immer noch
keine Ruhe finden.
Vorab
unserer Reise eine kleine Geschichte von 1945 von unserem Veteran:
In
Zinten lagen wir etwa 200 m seitlich des Bahnhofs in der Ziegelei, die an den
Gleisen lag. Von dort ging es auf Gut Jäcknitz, dann Otten und Hermsdorf. Dort
hielt die Front einige Tage bis der erneute Grossangriff begann. Wie ich schon
erwähnte, fuhr ich Abends von Gut Kl. Rödersdorf auf dem Küchenwagen (Fahrer,
Spiess des Btl. und wir beiden Funker) nach Fuchsberg. Von der letzten
Strassengabelung ging es etwa 300 m bis zu dem Rundbau der Ziegelei. Dieser lag,
soweit ich erkennen konnte, allein in der Senke. Der Küchenwagen hielt auf der
feindabgewandten Seite. Ich ging mit dem Spiess und meinem Funker zum Btl. Kdr.
der auf der dem Küchenwagenstandort entgegengesetzten Seite (also fast am Rand
des Rundbaues zur Feindseite) so einen kleinen Unterstand (Höhe 1 ½ Meter), zu
dem ein abfallender Graben von etwa 2 m Länge führte. In dem Loch oder
Unterstand war der Btl. Kdr. der mir über die Schulter von dem gerade
hineingekrochenen Spiess sagte, ich solle warten bis der Spies gegangen sei,
weil das Loch so eng war. Ich sass mit dem Funker auf dem Grabenrand des
Einganges , stellte die beiden Funkkoffer (Sender und Batteriekasten) vorn an
den Grabenrand und legten unsere Gewehre dagegen. Wir dösten sofort ein, da wir
ja in der Regel kaum Schlaf bekamen, als plötzlich vom Küchenwagenstandort her
dieses mörderische Maschinenpistolenfeuer begann. Da wir kurz vor der löcherigen
Wand des hölzernen Rundbaues lagen, krochen wir beide sofort hinaus und
rannten etwa 100 bis 200 m Richtung Front und fanden Deckung in einem
Granattrichter. Von dort sahen wir das Mündungsfeuer hinter uns, das fächerförmig
aus Maschinenpistolen kam. Wir hörten noch jemand laut rufen: Panzerfäuste
her, als etwa 4-6 Mann angerannt kamen, darunter der Btl. Kommandeur, die bei
uns Deckung nahmen. Wir und die anderen hatten ausser Pistolen und 2 – 3
Gewehre, keine Waffen mehr. Als nach einer Weile es ruhig wurde, es war ja
dunkel, rannten wir im Bogen um den Bau und bezogen auf der Strasse dahinter (im
Strassengraben) Stellung. Bis zum Hellwerden rührte sich nichts mehr. Den Btl.
Kdr. kannte ich nicht, ich weis auch nicht wie der Spiess der mit uns kam hiess.
Diesen und alle anderen (es sollen dort 2 Btl. Stäbe mit etwa 80 bis 90 Mann
gelegen haben) haben wir nicht mehr gesehen. Vermutlich sind alle gefallen oder
der russ. Stosstrupp hat sie in der Nacht mitgenommen.
Soviel genau
zu Fuchsberg.
Quelle: Ferdi
Als
wir den Grenzübergang Mamonovo (Heiligenbeil) erreichten, stand uns eine
1-1/2halbstündige Dokumentenüberprüfung bevor. Es mussten Zollerklärungen
ausgefüllt und Reisepässe überprüft werden. Die polnischen und russischen
Kontrolleure waren sehr zuvorkommend.
Heiligenbeil
ist gleich die erst Ortschaft hinter der Grenze und man ist erst mal erschüttert
über die Straßen und Häuser. Wir fragten uns nach unserem Hotel durch und
checkten ein. Auch hier gab es die ersten Schwierigkeiten, da von drei Personen
die wir gebucht hatten nur zwei bestätigt wurden. Nachdem wir unsere Unterlagen
zur Klärung vorgelegt hatten, waren diese Probleme auch aus der Welt geschafft.
Nach dem Beziehen des Zimmers, machten wir uns sofort auf die erste
Erkundigungstour.
Die erste Ortschaft die wir besichtigten war der Fuchsberg,
den wir sofort bestiegen und fotografierten. Nach 67 Jahren ist der ganze Berg
so verwildert, dass man nichts mehr erkennen konnte. Die größte Plage dort
waren die vielen Mücken und Bremsen. 1945
sollte am Fuchsberg eine alte Ziegelei gestanden haben, die wir nun versuchten
wieder zu finden. Leider ist von diesem
Gebäude nichts mehr zu entdecken, da auch hier im Laufe der Zeit die Natur sich alles zurückerobert hat.
Danach
ging unsere Fahrt zu dem ehemaligen Gut Marienhöh, wo heute eine große Firma
ihren Sitz hat und wir das Gelände leider nicht
betreten konnten. Teilweise waren noch alte Ruinen zu sehen. Es war sehr
schwierig die Umgebung näher zu erforschen, da auch hier
alles zugewuchert
war.
Aus der
einstigen Kornkammer Ostpreußens
ist ein verwildertes Land geworden. Die Äcker
liegen alle brach und werden nicht bewirtschaftet. Es gibt sehr viele alte und
zerfallene Häuser, in einigen hätte man nicht mal vermutet das dort noch
jemand wohnen könnte. Die Bevölkerung ist zum größten Teil sehr verarmt. Es
gibt natürlich auch Ausnahmen.
Unsere
Fahrt führte dann weiter nach
Hermsdorf
und dann durch Zinten.
Zum 600-jährigen Jubiläum von
Hermsdorf im Jahre 1937 stellte man einen Gedenkstein mit entsprechender Inschrift im Ort auf. Diesen Stein hat nach
dem zweiten Weltkrieg ein Bewohner im Wald gefunden und ihn im Ort wieder aufgestellt.
Wir selber
kannten Zinten nur von alten Bildern. Was wir dann zu sehen bekamen, hatte uns
schockiert. Zinten ist eine nicht zu beschreibende Ortschaft.
Frühere Anwohner vor der Zeit von 1945 würden sich erschrecken, was aus ihren
Heimatort geschehen ist. Andere Orte hat es wesentlich schlimmer erwischt, sie
wurden nach dem Krieg total zerstört und sind nie wieder aufgebaut worden. Nach
dieser Besichtigungstour machten wir uns wieder auf den Weg zurück nach Heiligenbeil.
Dort
besichtigten wir den Soldatenfriedhof
vom Volksbund in Heiligenbeil , der schon
vor 1944 von der Wehrmacht angelegt wurde. Leider
mussten wir feststellen, dass die dort bestatteten Landser heute immer noch keine
Ruhe finden.
Nach
der Besichtigung des Soldatenfriedhofs sahen wir uns Heiligenbeil
an. Als erstes kommt man auf den ehemaligen Lutherplatz, der heute für die russischen gefallenen Soldaten
als eine Art Gedenkplatz angelegt wurde und optisch sehr schön gestaltet wurde.
Danach
sind wir etwas auf Abwegen zu den früheren Kasernen von Heiligenbeil gelangt,
die man in vernünftige Wohnanlagen umgewandelt hat. Wenn man sich dann um 180 Grad
dreht, sieht man schon wieder das ganze Gegenteil.
Auf der Suche nach dem
ehemaligen Flughafen
haben wir noch sehr viele ehemalige deutsche Häuser wie
die Post,
Amtsgericht, Kulturhaus, kath. Pfarrhaus und auch den Bahnhof
entdeckt. Dieser ist saniert worden und leider ist dort das Fotografieren
verboten (Grenzbahnhof).
Womit
wir auch nicht gerechnet hatten, dass es den Flughafen
von 1945 noch immer gibt, aber nicht mehr in Betrieb ist.
Am
nächsten Tag machten wir uns mit dem Fahrrad auf die Fahrt nach
Balga. Leider
hatten wir uns ein wenig verfahren und wir sind so zur Ortschaft Rosenberg
gelangt, wo sich vom 21.1. - 25.2.1945 einst eine von zwei Eisstrassen befand,
die viele Flüchtlinge aus Ostpreußen und die Wehrmacht vor den herannahenden
Russen über das Eis zur Nehrung nutzten um von dort nach Pillau und dann
vielleicht in die Heimat gebracht zu werden, wenn sie vorher nicht ertrunken,
erfroren oder getötet wurden.
Hier wieder
ein Bericht von unseren Veteran:
In Balga lagen
wir seitlich auf der Höhe vor dem Ort. Am 27. oder 28. März lag ich mit meinem
leeren Batteriekasten in einem Loch mit 4 oder 5 anderen Landsern vom Hellwerden
bis zur Dunkelheit. Ich zwängte mich in den tiefer liegenden Graben in dem etwa
2 x 3 m grossen, gerade 1 m tiefen Loch, das mit Brettern und etwa 30cm
Erde abgedeckt war. Es trommelte von Morgens bis zum dunkel werden, als Jemand
meinen Namen rief. Ich zwängte mich aus dem Loch, nahm meinen Koffer auf
den Rücken und rannte den hastig und gebückt davoneilenden nach. Es war dies
unser Rgt. Adjutant und etwa 6 Leute, davon ein Funker der mich gerufen hatte.
Wir waren kurz vor Balga und er postierte noch die Leute in Löcher mit der
Weisung den Rückzug zu decken. Wir rannten durch Balga, d.h. ich habe kein Haus
gesehen nur eine Trümmer- und Hügellandschaft aus Schutt, Fahrzeugteilen
u.a. Ich kam zur Ruine der Burg. Es war dies so eine Art Geröllabhang und unten
seitlich war die Div. Funkstelle und wahrscheinlich der Div. Kommandeur und
einige Leute. Der Kommandeur sagte zu mir, da haben wir ja noch das einzige
Funkgerät mit dem letzten Funker. Gehen sie schon hinunter an den Strand, denn
gleich kommen die Boote. Ich rutschte direkt bei der Burg den Abhang hinunter
und wartete. Es muss so um 3 – 4 Uhr früh gewesen sein. So nach und nach
kamen einige Landser hinzu als wir das tuckern hörten und dann 2 Sturmboote und
ein Brückenfähre (2 Pontons mit Brettern darüber und so eine Art Geländer).
Wir setzten uns auf die Brückenfähre. Ich weiss nur noch, dass die Pioniere
der Boote besorgt waren und drängten, dass wir ablegen sollten, denn wenn wir
bei Hellwerden nicht drüben seien, würden uns die Flieger unweigerlich
zerbomben. Dann kam der Div. Kdr. schickte noch 3 bis 4 Mann in die Ruinen
nachzusehen ob noch Verwundete da lägen, als diese unverrichteter Dinge zurückkamen,
grüßte er noch theatralisch (so fand ich es) und wir legten ab. Dies alles
ohne Beschuss und alles sehr still. Nach etwa 5 Minuten setzte ein so starker
Nebel ein, dass wir unseren vorgesehenen Landungsort verpassten und irgendwo auf
der Frischen Nehrung so um Km 25, landeten.
Der
Entschiffungsort liegt unmittelbar neben der Burgruine von Balga.
Quelle: Ferdi
Nach
diesem Umweg traten wir erneut die Fahrt nach
Balga an, diesmal auf den
richtigen Weg, 6 km der E77 entlang bis es links auf einer Landstraße nach
Balga ging. Vorbei an Groß Hoppenbruch, von der heute leider auch nichts mehr
zu sehen ist, kamen wir nach nochmaligen 6 km an den zerstörten Burgruinen an.
Es befinden sich noch vereinzelte Grabsteine aus etwas besseren Zeiten dort und
auch drei Holzkreuze aus Birke stehen zur Mahnung, wie ein Gedenkstein für die
gefallenen russischen Soldaten.
Wir
hielten uns an den Bericht von unserem Veteran und begaben uns zum Strand wo sich damals die Landser in den Strand und der
Steilküste eingruben, um Schutz vor dem Artilleriefeuer der Russen zu haben.
Sie warteten dort bis sie nachts mit selbstgebauten Flossen oder von kleinen
Booten nach der Nehrung oder
Pillau gebracht wurden. Man sieht heute noch
teilweise diese Schützenlöcher, aber die Natur bedeckt diese so, dass es immer
schwieriger wird, sie zu erkennen. Nach
einem ausgiebigen Aufenthalt begaben wir uns wieder auf den Rückweg zum Hotel.
Am
dritten Tag machten wir uns auf die Fahrt nach der Stadt Königsberg/Kaliningrad. Dafür nahmen wir extra den Bus Nr.117 von Heiligenbeil/Mamonovo.
Es war eine sehr interessante Fahrt.
Nach
ca. 1 Stunde Fahrzeit kamen wir am Busbahnhof Kaliningrad an und mussten uns erst
mal orientieren.
Die
Stadt Königsberg/Kaliningrad ist etwas gewöhnungsbedürftig. Sie wurde 1945
fast komplett zerstört und wurde dann nach sowjetischen Muster wieder
aufgebaut. Danach wurde über die Zeit nicht sehr viel an der Stadt getan, das
man an den Häusern und Strassen sieht. Natürlich sind wir auch auf Abwegen
durch Nebenstrassen gelangt, die für uns sehr markant waren. Leider ist die
Stadt und überhaupt auch das ganze Land in punkto Sauberkeit nicht die
Sauberste, was uns sehr negativ auffiel.
So
fingen wir an, ehemalige Gebäude und Straßen zu erkunden die es damals gab,
wie zum Beispiel das Brandenburger
Tor, die Berliner Straße sowie den Dom und
die Überreste des Stadtschlosses.
Seit 1989 wird in Königsberg/Kaliningrad
wieder viel Wert auf die alte Ostpreußische Kultur gelegt und man hat mit der
Wiederherstellung alter Gebäude begonnen.
Diese
alte katholische Kirche wurde neu aufgebaut und wird heute als Konzertsaal benutzt.
Wir
besichtigten den Hauptbahnhof, der 1929 erbaut wurde.
Natürlich suchten wir
auch alle vier neugotischen Stadttore auf, die zwischen 1842 - 1865 als Eingänge
für den Befestigungsring galten. Diese haben den Krieg überstanden. Das
einzige was man durchfahren kann, ist das Brandenburger
Tor. Dieses Tor wurde
nach dem Dorf Brandenburg benannt und bis 1945 führte die Reichsstraße 1 dort
durch.
Das
Sackheimer Tor war das zweite Tor was wir besichtigten, es war das Tor aus östlicher
Richtung.
Das
dritte Friedländer Tor ist heute ein kulturhistorisches Museum mit Artefakten
der Zeit. Eine Durchfahrt ist nicht mehr möglich.
Ein
weiteres Tor ist das Rossgärtner Tor, das bei der Schlacht um Königsberg aus
ungeklärten Gründen mit letzten Resten der Wehrmacht einen Tag über die
Kapitulation hinaus, bis 10. April 1945 verteidigt wurde.
In
der Nachkriegszeit wurde das Tor zunächst als Lager genutzt. Heute ist darin
ein Café und ein Fischrestaurant untergebracht.
Über
der Durchfahrt befinden sich Hochreliefs von Gerhard von Scharnhorst und
August
Neidhardt von Gneisenau.
Das
schönste der fünf Tore ist das Königstor. Im Zweiten Weltkrieg wurde das Tor
beschädigt. Die sowjetischen Soldaten hatten den Figuren die Köpfe
abgeschossen. Noch wenige Monate vor dem offiziellen Start der Jubiläumsfeierlichkeiten
zur 750-Jahrfeier im Juli 2005 war das Königstor
in einem desolaten Zustand. Innerhalb kürzester Zeit wurde
das im Stil der alten Ordensarchitektur errichtete Baudenkmal des 19.
Jahrhunderts restauriert.
Dabei
kehrten auch die 1945 verstümmelten drei Figuren, Stadtgründer Ottokar von
Böhmen,
Herzog Albrecht und Preußenkönig Friedrich I komplett an die Fassade zurück.
Weiter
ging unsere Erkundigungstour zum Königsberger
Schloß. Das Schloss wurde im 2.
Weltkrieg zerstört und 1969 auf Moskauer Befehl restlos gesprengt.
Königsberger Stadtbefestigungsanlagen
Da
wo einst das Schoß stand, steht rings um dieses Gelände ein Bauzaun. Das
einzige was man dort sieht, ist das Haus der Räte. Es steht auf dem Gelände
des Königsberger
Schlosses.
Das
Haus der Räte ist Kaliningrads berühmteste
Bauruine. Es sollte Parteizentrale
und Rathaus werden, wurde aber nie bezogen. Zum 750-jährigen Stadtjubiläum
wurde die Ruine aufgefrischt mit
Farbe und neuen Fenstern!! Zur Zeit finden Ausgrabungen statt, denn das Schloss
soll wieder aufgebaut werden. Da das
Haus der Räte auch auf dem ehemaligen
Schlossgelände steht (auf dem zugeschütteten Burggraben), überlegt man, diese
Bauruine zur Hälfte abzutragen und in den Wiederaufbau zu integrieren.
Weiter
ging dann unsere Tour zum Bernsteinmuseum, das im Turm "Dohnaturm"
untergebracht ist, der 1859 erbaut wurde und früher zur Königsberger
Verteidigungsbefestigung gehörte. Jeder der Türme stellte eine selbständige
Befestigungsanlage dar und konnte feindliche Angriffe durch Rundumverteidigung
abwehren.
Königsberger Stadtbefestigungsanlagen
Seit
1979 gibt es das Bernsteinmuseum
an diesem Ort, dass das Gold der Ostsee hier
beherbergt. Zu Bestaunen sind hier über 8000 Exponate.
Als
nächstes sehenswertes Objekt war dann der Königsberger
Dom, dass das Wahrzeichen der Stadt
ist. Die zweite Geburt erlebte der 1944 zerstörte Königsberger
Dom 1992 als
Gemeinschaftswerk mit deutscher Beteiligung.
Das
Grabmal Immanuel Kants befindet sich am Königsberger Dom.
Kant
verbrachte nahezu sein ganzes Leben im damals weltoffenen Königsberg, wo er
1804 fast 80-jährig starb.
Ein Denkmal für
Julius Rupp stand neben dem Königsberger Dom und ist seit dem Krieg verschollen.
Nach alten Vorlagen hat der Berliner Bildhauer Harald Haacke es nachgearbeitet. Die Arbeit Haackes wurde 1991 als Stiftung des Vereins
"Ännchen von
Tharau" der Stadt Kaliningrad übergeben und neben dem Dom wieder aufgestellt. In deutscher und russischer Sprache sind auf diesem Gedenkstein die Worte Julius Rupps zu lesen:
"Wer nach der Wahrheit, die er bekennt, nicht lebt, ist der gefährlichste Feind der Wahrheit selbst."
Ein
weiteres Denkmal
vor dem Königsberger
Dom
ist
das von Herzog
Albrecht.
Am Stadtrand an der Straße nach Swetlogorsk -
Rauschen steht das Fort V „Friedrich Wilhelm III“, erbaut 1872 – 1892 und
umgeben von einem breiten Wassergraben, flankiert von einem Mahnmal und
deutschen und sowjetischen Geschützen. Beim Sturm auf
Königsberg
war das Fort
heftig umkämpft. Am 8. April 1945 wurde es erstürmt und die 200-köpfige
Garnison besiegt. Nach dem Ende des Krieges sprengten Pioniere im linken Flügel
des Forts Munition, die sie in der Umgebung eingesammelt hatten. Dort war eine
Ausstellung über die Geschwister Scholl und der
Weißen Rose untergebracht, mit
Informationen die für uns noch nicht bekannt waren.
Königsberger Stadtbefestigungsanlagen
Diese
vielen Sehenswürdigkeiten konnten wir nicht alle an einem Tag ansehen, so
das wir einige Tage später mit Sveta und ihren Mann Sascha eine zweite Tour
machten. Sveta hatte ich schon einige Wochen vor unserer Fahrt im Internet
kennen gelernt. Sie hatte dort einen interessanten Bericht über alte deutsche
Friedhöfe veröffentlicht.
Nach
unserer Königsberg-Tour fuhren wir am nächsten Tag Bladiau, Groß Klingbeck, Ludwigsort, und noch mal zum Fuchsberg.
Unsere
Fahrt nach Bladiau führte uns zu der bereits 1337
errichteten Kirche, die durch Artilleriebeschuss im Jahre 1945 stark zerstört
wurde, besonders der Turm. Nach 1975 sprengte man die Gebäudereste und
beseitigte die Trümmer. Nur die Kirchenmauer mit dem Denkmal für die
Gefallenen aus dem Ersten Weltkrieg blieb stehen.
Studenten
unter der Leitung von Ernst von Glasow (ehemals Schulkind in Bladiau)
errichteten 1994 ein Holzkreuz auf dem Platz der ehemaligen Kirche.
Weiter
ging unsere Suche nach dem Ort Groß Klingbeck. Hier starb am 23.02.1945 mein
Großonkel. Diese Ortschaft existiert seit 1945 nicht mehr.
So
ging unsere Fahrt nach Ludwigsort, wo einst ein Soldatenfriedhof der Wehrmacht
existierte und mein Großonkel beigesetzt wurde. Trotz langem vergeblichen
suchen haben wir diesen Soldatenfriedhof aber nicht entdecken können, da mit
Sicherheit beim Eintreffen der Russen dieser zerstört wurde.
Ludwigsort
wurde nach dem Zweiten Weltkrieg dem heutigen Namen Laduschkin zu Ehren des
Leutnants der Panzertruppen und Helden der Sowjetunion (postum) Iwan Laduschkin
(1922–1945) umbenannt, der am 16. März während der Kämpfe um den
Heiligenbeiler Kessel beim südlich gelegenen Deutsch Thierau
(heute Iwanzowo)
ums Leben kam.
Dann
haben wir noch mal den Fuchsberg aufgesucht, um ihn von der Rückseite zu
fotografieren.
Am
darauf folgenden Tag wollten wir noch die zweite Eisstrasse, die von Deutsch
Bahnau Richtung Nehrung ging, aufsuchen. Dieses Unternehmen ist leider
gescheitert, da es in der Nacht sehr stark geregnet hatte und die Wege
aufgeweicht und unter Wasser standen. So haben wir unseren Plan umgeändert und
sind noch einmal nach
Balga gefahren.
Dort
haben wir den Ort Keimkallen gesucht und gefunden. Hier wieder ein Bericht von
unserem Veteran.
Keimkallen
war ein kleiner Ort, der auf dem Höhenrücken vor der weiten Ebene zur Küste
liegt. Vom Gut führte eine tiefe Schlucht von etwa 1 1/2 km Länge an
Keimkallen vorbei in die Ebene vor der Küste. Luftlinie etwa 3 Km zur Küste
lag eine etwa 800 m breite und 10 m hohe Sanddüne, die weiß aus dem Grün der
Wiesen leuchtete, wie eine Fata Morgana. Von der Schlucht ging eine
Seitenschlucht ansteigend nach Keimkallen, wo ein Alarmbatallion von lauter
alten Trossleuten lag. Auf der Höhe zur Schlucht (letztes Haus an der Schlucht)
stand ein Siedlungshäuschen, in dessen Keller der Btl. Kdr. und Gef.Stand lag.
Die HKL war etwa 100 m entfernt hinter den Gärten. Das Haus selbst hatte schon
mehrere Treffer und der Keller war mit dicken Balken abgestützt. Hinter dem
Haus am Rand des Hanges war ein hoher Heustadel um den rundum ein Laufgraben
war. Wir buddelten uns von dem Graben ein Stück in die Mitte unter das Heu, wo
wir die Funkstelle aufbauten. Karl, ein prima Kumpel, meinte, daß er hier uns
verteidigen könne. Ich soll funken, er schießt. Der Iwan griff pausenlos an,
vergeblich. Die alten Obergefreiten der Trosseinheiten hielten auf Teufel komm
raus. Gegen Abend musste ich zum Rgt. Karl sagte, er käme nicht mit, sondern er
bliebe bei den Kameraden und kämpfe mit Ihnen. In der Schlucht angekommen, die
übrigens ständig unter starkem Ari-Feuer lag und hohe Verluste mit sich
brachte, traf ich das Rgt. beim Rückzug. Ich wurde mit einem neuen Funker
angewiesen, bei einem neuen Btl. zu bleiben. Wir lagen in einem sumpfigen
Wiesengelände etwa 500 m vor dem Höhenzug bei Großhoppenbruch auf freier Fläche
wie auf dem Präsentierteller. Hinter uns in der Ferne die Düne
Quelle:
Ferdi
In
Keimkallen sah die Situation fast genauso aus wie in den anderen Gebieten die
wir schon besucht hatten. Wir sind dann aber in die Richtung gegangen, wo wir
die Ortschaft vermuteten. Wir liefen über ein Feld in Richtung eines Wäldchens,
aber durch das sehr hohe Gras kamen wir nicht sehr nah an den Wald heran.
So
sind wir um den Wald herumgelaufen und haben die Ortschaft gefunden. Dort stand
aber nur noch ein Haus was bewohnt war und die Felder waren auch bewirtschaftet.
Am nächsten Tag ging unsere Fahrt mit Svetlana Richtung Pillau, dort wollten
wir den Soldatenfriedhof besichtigen. Als wir ankamen, fand
auf dem Parkplatz gerade ein Motorrad-Event statt, was auch sehr sehenswert war.
Nach
dieser Einlage begaben wir uns Richtung Soldatenfriedhof und uns kam eine junge
Frau entgegen und begrüßte Svetlana. Die junge Frau war Anastasia, die Betreuerin des
Soldatenfriedhofs von Pillau
und sprach sehr gut deutsch und sie erzählte uns
über die Entstehung des Soldatenfriedhofs von Pillau
und führte uns dann um
die Gedenkstätte. Dort, wie auch auf allen anderen Soldatenfriedhöfen, hat man
auch die Grabsteine die in der Umgebung gefunden wurden mit aufgestellt.
Nach
dieser sehr interessanten Besichtigung hat uns Svetlana an die Mole gebracht, wo
damals wahrscheinlich die Schiffe vor Pillau
lagen (wie heute auch) und die Verletzten und Flüchtlinge aufnahmen. Es müssen sich hier sehr
entsetzliche Dramen abgespielt haben und heute sieht alles ruhig und friedlich
aus.
Es
waren auch noch Bunkeranlagen an der Mole zu besichtigen.
Natürlich wie gemacht für uns, fand dort eine Hochzeit statt.
Was
natürlich auch nicht fehlen darf, wenn man schon so dicht am Wasser ist, nein
nicht ins Wasser gehen, sondern Bernsteine suchen und wir, die natürlich an
“Steine“ dachten, suchten auch nach Steinen. Ha, ha man hätte uns schon
sagen sollen das man nach Steinchen schauen sollte.
Nun
hat unser letzter Tag hier in Ostpreußen begonnen und wir hatten uns eine
Radtour vorgenommen und wollten noch mal versuchen nach Deutsch
Bahnau zu der
zweiten Eisstraße zu gelangen, die wir vor ein paar Tagen mit dem Auto
abbrechen mussten. An dem Tag wollten wir es ein wenig ruhiger angehen lassen
und waren dadurch noch im Hotel, als für uns ein Anruf in der Rezeption
einging.
Wir
hatten uns schon alle gewundert wer uns anrufen würde, da niemand unsere
Telefonnummer vom Hotel hatte. Also wurde ich verpflichtet, den Anruf entgegen
zu nehmen und es stellte sich heraus, dass es Svetlana war. Sie wollte wissen,
ob sie vorbeikommen könnte und uns abholen, um uns das Kaliningrader Gebiet zu
zeigen. Gesagt getan und wir verabredeten und für 12:00 Uhr.
So
fuhren wir ein zweites mal nach Kaliningrad mit ihrem Mann Sascha, der mit sehr
guten Ortskenntnissen uns durch Kaliningrad von einer Sehenswürdigkeit zur
anderen brachte und Svetlana uns sehr viel darüber erzählte. Dies alles habe ich im
oberen Teil unserer Kaliningradfahrt schon mit eingebunden.
Somit
endete der letzte Tag in Ostpreußen.
Am
nächsten Morgen bereiteten wir uns für die Weiterreise zum Führerhauptquartier
in den Masuren Rastenburg/Kętrzyn, das ebenfalls in
Ostpreußen aber im heutigen Polen nahe des Dörfchens Görlitz (Gierłoż)
liegt, vor.
Bevor
wir da hinkamen, mussten wir erst mal vier Stunden an der russisch-polnischen
Grenze zu bringen. Danach ging es recht zügig voran.
Als
wir in Rastenburg/Kętrzyn
ankamen, waren wir erstaunt, dass es auf diesem
Gelände ein Campingplatz gab. Hier schlugen wir erst mal unser Nachtlager auf
und besichtigten am nächsten Tag die Wolfsschanze.
Es
lohnt sich auf alle Fälle, dieses geschichtsträchtige Gelände zu besichtigen.
Es ist schon sehenswert diese 6 – 8 Meter dicken Betonwände. Mehr braucht man
über dieses Gelände auch nicht erwähnen, da es schon genügend Seiten im
Internet darüber gibt, die über das Thema berichten.
Führerhauptquatier
"WOLFSSCHANZE"
Nach
der Besichtigung machten wir uns auf die Reise nach Suwalki, um eine weitere
Station von unserem Veteran und der 170. Infanterie Division zu besichtigen. Hier haben wir
festgestellt, dass über die Jahre alle Wunden verheilt
sind die der Krieg hier damals hinterlassen hatte. Die
Stadt sowie die St. Peter und Paul Kirche wurde damals durch Artillerie Beschuss zerstört.
So
schön sieht Suwalki heute aus.
In
Sudauen lagen wir etwa 8 Km vor dem Ort. Es war dies ein Hochwald etwa 1 ½ Km
davor waren ausgebaute Laufgräben und auch ein Panzergraben. Dort kam die Front
nach dem Rückzug von Molodetschno nach etwa 8 Tagen schweren Kämpfen
mit Nahkämpfen zum Stehen. Von dort muss etwa 2 Km vor uns ein hoher Bergkegel
liegen, den wir damals mit der 5. Pz. Div. Richtung Philipov stürmen sollten.
Nach einigen Tagen wurde die Front kämpfend zurückverlegt auf die deutsche
Reichsgrenze bei Merunen u.a. Orten. Unser Rgt. lag vor Merunen in einem
Forsthaus, das seitlich der Strasse etwa 500 im Wald lag. An der Strasse zu
diesem stand ein Eineinhalbstöckiges Doppelhaus, in dem wir Funker die ersten
Tage lagen.
Quelle:
Ferdi
Eigentlich wollten wir noch bis Vilnius weiterfahren, leider
schlug über Nacht das Wetter um und es fing an zu regnen. Wir entschieden uns,
die Heimreise anzutreten und es sollte die richtige Entscheidung sein, wie wir
später feststellen sollten.
Auf der Rückreise besichtigten wir noch eine Bunkeranlage. Es
war der einzige Bunker der nicht beschossen
wurde, ob das nun stimmt, keine Ahnung, aber seht selber.
Hiermit ist unsere Ostpreußenfahrt zu Ende und wir haben nicht
einen Tag bereut.
Diese Fahrt hat uns auch verstehen geholfen, wie bitter es für
die Leute gewesen sein muss, ihre Heimat damals zu verlassen und später sogar
für immer zu verlieren.
Auch für die Landser, die über Jahre sich vergebend`s mühten,
im Glauben für ihr Vaterland das Richtige zu tun.
Es wird mit Sicherheit nicht die letzte Fahrt nach Ostpreußen
gewesen sein. Wir haben Land und Leute kennen gelernt, auch Freunde gefunden.
Wir können jedem nur empfehlen einmal eine Fahrt nach dem
ehemalige Ostpreußen zu
machen.
Danke
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Verbleib meiner Verwandten schildern.
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