Wo sind sie geblieben ?

     


 

Die Eroberung der Krim

 

Mit dem Abschluß der „Schlacht am Asowschen Meer" trat auf dem Südflügel der Ostfront eine neue Kräftegliederung ein. Offenbar hatte die deutsche oberste Führung eingesehen, daß eine Armee nicht zugleich eine Operation in Richtung Rostow und eine zweite auf der Krim führen könne.

Das Vorgehen auf Rostow wurde nunmehr der Panzergruppe 1 über­tragen, an die die 11. Armee das 49. Gebirgs-Korps und die Leibstandarte abzugeben hatte.

Die 11. Armee erhielt als alleinige Aufgabe die Eroberung der Krim mit den ihr verbleibenden zwei Korps (30. AK, mit 22., 72., 170. Infanterie-Division, 54. AK mit 46., 73. und 50. Infanterie-Division. Letz­tere jedoch noch zu einem Drittel vor Odessa).

Die 3. rumänische Armee sollte, wieder unter den Befehl des Marschalls Antonescu tretend, nur noch den Schutz der Küsten des Schwarzen und Asowschen Meeres übernehmen. Indem ich mich jedoch unmittelbar an den Marschall wandte, erreichte ich von ihm das Einverständnis, das Generalkommando des rumänischen Gebirgs-Korps mit einer Gebirgs- und einer Kavallerie-Brigade auf die Krim zum Schutze der Ostküste mit­zunehmen.

War nunmehr die Aufgabe der 11. Armee auf ein Ziel — die Eroberung der Krim — beschränkt, so drängte doch die oberste Führung um so mehr darauf, möglichst bald ein Korps über die Straße von Kertsch in Richtung auf den Kuban vorzuführen.

Die in dieser Forderung Hitlers erkennbare Unterschätzung des Geg­ners veranlaßte das AOK, darauf hinzuweisen, daß die Vorbedingung einer solchen Operation die völlige Bereinigung der Lage auf der Krim sein müsse. Um diese werde der Gegner zweifellos bis zum Letzten kämpfen, und eher Odessa als Sewastopol aufgeben.

In der Tat, so lange die Sowjets — im Besitz der Seeherrschaft — noch einen Fuß auf der Krim behielten, konnte von einem Vorstoß eines Teils der ohnehin nur aus zwei Korps bestehenden 11. Armee über Kertsch nach dem Kuban keine Rede sein. In jedem Fall benutzte das AOK den Anlaß, um die Zuführung eines weiteren Generalkommandos mit drei Divisionen zu fordern. Wohl wesentlich im Hinblick auf den vorerwähn­ten Wunsch Hitlers erhielt die Armee in den nächsten Wochen das Generalkommando 42, die 132. und 24. Infanterie-Division. Es sollte sich zeigen, daß diese Verstärkung angesichts der Anstrengungen, die die Sowjets machten, um sich auf der Krim zu behaupten bzw. sie wieder­zugewinnen, allein für den Kampf um die Halbinsel unerläßlich war.

Quelle: Verlorene Siege / Erich von Mannstein /Athenaum-Verlag Bonn


 

Kertsch - Feodosia Operation

Mit dem 24.10.1941 werden die II., III., und IV. Abteilung des Artillerie Regiment 240, nachdem sie der 22. Infanterie-Division unterstellt waren um den Zugang zur Krim bei Perekop abzuriegeln, wieder der 170.Infanterie-Division unterstellt. Diese, dem XIV. A.K. (Armee Korps) unterstellt, hat den Auftrag, an der Westseite der Landenge den Angriff zum Durchbruch auf die Halbinsel zu führen. Das Beziehen der Stellungen ist außerordentlich schwierig, kann nur während der Dunkelheit oder im Morgennebel geschehen, weil einfach jegliche Deckung fehlt. Auf jede ausgemachte Bewegung reagiert der Feind mit Artilleriebeschuß.

   

Die Marschrichtung der 170.Infanterie-Division ist Südost auf das Krimgebirge zu. Vor dem Gebirge dreht die Spitze der Division nach Osten ab und setzt die Verfolgung beiderseits der asphaltierten Straße auf Feodosia zu fort. Die Infanterie erreicht am 02.11.1941 mit Infanterie Regiment 401 Scheich Mamaj. 391 Karagos und 399 Dshankoj (südlich Nassypnoi). Die feindliche Nachhut wehrt sich wieder energischer. Nach sehr hartem Kampf nehmen 391 und 401 am 03.11.1941 die Hafenstadt ein und 399 den Küstenort Koktebel.

Einnahme von Kertsch

Um den Feind keine Zeit zum Festsetzen in der Parapatschstellung zu geben - hier an der schmalsten Stelle ist die Halbinsel Kertsch nur 18 km breit, und der Russe hat eine 8 km tiefe gestaffelte Verteidigungslinie mit Panzerabwehrgraben, Drahthindernissen und Betonbauten errichtet - wird der Vormarsch in ostwärtiger Richtung ohne Pause fortgesetzt. Die Überwindung der Befestigungen am 05.11.1941 durch Infanterie Regiment 401 kostet hohe Verluste, der Kommandeur Oberstleutnant Thilo und sein Adjutant fallen. Mehrere Kompanien der Regimenter haben nur noch 35 bis 40 Mann im Einsatz und werden von Unteroffizieren geführt.

Am 16.11.1941 wird bekannt gegeben, daß Halbinsel und Stadt Kertsch vom Feind gesäubert sind. Alles hofft auf Winterruhe.

 

Sewastopol

Schon am Morgen nach der Einnahme von Kertsch kommt von der Armee über das A.K. (Armee Korps) an die Division die Anfrage, wieviel Artillerie-Abteilungen marschfähig sind. Das Artillerie Regiment 240 meldet 4, die Regimenter der übrigen Divisionen jeweils nur eine. So bekommt Oberstleutnant Hertz den Befehl, sich mit 6 Abteilungen bei einbrechendem Winter zum 300 km entfernten Sewastopol in Marsch zu setzen. Die III. Abteilung bleibt zum Schutz von Küste und Hafen bei der Division in Feodosia. Die I., II., und IV. Abteilung erreichen am 02.12.1941 den Raum um Simferopol und genießen einige Tage Ruhe. 

Am 12.12.1941 erhalten die I., II., und IV. Abteilung ihren ersten Einsatzbefehl im Raum Belbek-Tal und Kmyschli-Schlucht bei der sächsischen 24.Infanterie-Division, die neu auf der Krim verlegt worden ist.

Leichtfertig werden zur gleichen Zeit von der höheren Führung die zum Küstenschutz verbliebenen Truppenteilen größtenteils aus Feodosia abgezogen und zur Verstärkung nach Sewastopol transportiert, so auch die III./Artillerie Regiment 240. Ihre kämpfenden Teile werden in der Vorweihnachtswoche auf LKW verladen und über den Paß des Jailagebirges nach Jalta (20.12.1941) Alupka (23.12.1941) gebracht und gehen am 24.12.1941 in Stellung.

Dem Führer zu Weihnachten die eroberte Festung als Geschenk zu präsentieren mißlingt. Alle Angriffe schlagen fehl, bringen die Unsrigen keinen Schritt dem Ziel näher.

In den letzten Tagen des Jahres '41 landet der Feind an mehreren Stellen der 600 km langen ungeschützten Küste der Kertsch; Kertsch, Feodosia und Eupatoria gehen verloren, der Angriff auf Sewastopol muß am 31.12.1941 abgebrochen werden. Wieder muß nach Kertsch und Feodosia verlegt werden. Bei den Batterien der III. Abteilung geschieht es zu Silvester. Am 05.01.1942 erreichen sie Alupka, am 13.01.1942 Aluschta und werden wieder auf LKW über das Gebirge transportiert. 

Sehr schlimm haust der Russe nach seiner Landung in  Feodosia. Dort liegen im Lazarett Verwundete der  170.Infanterie-Division. Wer sich nicht in letzter Minute retten kann, wird bei eisiger Kälte aus dem Fenster geworfen und mit Wasser übergossen, das sofort gefriert.

   


 

Der erste Angriff auf Sewastopol

Die 11. Armee stand nun mehr vor der Aufgabe, das letzte Bollwerk des Gegners auf der Krim, Sewastopol, durch Angriff zu nehmen.Je eher dieser erfolgen würde, je weniger Zeit man dem Feinde ließ, seine Abwehr zu organisieren, desto mehr Aussicht bestand für ein Gelingen.Um so weniger auch war ein Eingreifen des Gegners über See her zu befürchten. Zunächst galt es allerdings, die Festung wirklich abzuschließen.

Ein weiteres Vorarbeiten des linken Flügels des 54. AK und vor allen die Schließung der Lücke zwischen ihm und dem im Gebirge südostwärts Sewastopol stehenden 30. AK war nötig. Dies erforderte eine Reihe schwieriger Gebirgskämpfe, zu denen das Armee-Oberkommando noch die inzwischen zur Verfügung gestellte 1. rumänische Gebirgs-Brigade einsetzen konnte.

Für den Angriff war zunächst die Kräftefrage zu lösen. Daß die zur Zeit um die Festung stehenden vier Divisionen nicht ausreichen würden, den Angriff durchzuführen, war sicher. Sie genügten nicht einmal zu einer lückenlosen Einschließung der Festung. Zudem ergab sich, daß der Gegner mit Hilfe der bereits erwähnten Maßnahmen seine Verteidigungskräfte in verhältnismäßig kurzer Zeit wieder auf eine Stärke von 9 Divisionen bringen konnte. Diese Tatsache unterstrich, wie notwendig es war, ihm vor allem die Zufuhr über See abzuschneiden.

Um zum Angriffserfolg zu kommen, mußte die 11. Armee also alle irgendwie verfügbar zu machenden Kräfte heranziehen. Anderseits aber war klar, daß der Feind — im Besitz der uneingeschränkten Seeherr­schaft — jederzeit an jeder ihm günstig erscheinenden Stelle der Küste landen konnte, solange diese nicht ausreichend gesichert blieb. Die Führung der Armee stand damit vor der Frage, ob sie ein hohes Risiko durch Entblößung der übrigen Krim, insbesondere der Halbinsel Kertsch, eingehen oder ob sie den Erfolg des beabsichtigten Angriffs von vorn­herein durch unzureichenden Kräfteeinsatz in Frage stellen wollte. Die Entscheidung fiel zu Gunsten des Angriffs. Für seinen Ansatz waren folgende Überlegungen maßgebend. Der Feind mußte möglichst von mehreren Seiten angepackt werden, um zu verhindern, daß er seine Kräfte nur auf einer angegriffenen Festungsfront zusammenfassen könnte.

Wollte man die Festung zu Fall bringen, so war die Voraussetzung, den Hafen, also die Ssewernaja-Bucht, so bald wie möglich unter Kontrolle zu bekommen. Solange der Festung die Zufuhr über See offen blieb, konnte der Feind, so wie die Dinge lagen, materialmäßig, aber wahrscheinlich auch der Truppenstärke nach, immer überlegen bleiben. Der Hauptstoß mußte also — völlig anders als es im Krimkriege geschehen war, in dem die Alliierten die Seeherrschaft besaßen — von Norden bzw. Nordosten in Richtung auf die Ssewemaja-Bucht geführt werden. Nicht auf die Stadt, sondern auf den Hafen kam es an. Im Norden allein konnte auch die Armee ihre starke Angriffsartillerie zum Tragen bringen. Deren Munitionierung über das Gebirge hinweg zum Südabschnitt war angesichts der gegebenen Transportmöglichkeiten nicht zu leisten. Um so weniger, als die Küstenstraße jederzeit von See her vom Feind unter Feuer gehalten werden konnte. Wenn auch die feindlichen Befesti­gungen anscheinend im Nordabschnitt stärker und zahlreicher waren als im Südabschnitt, so bot in letzterem das Gelände, schroffes Felsen­gebirge, um so größere Schwierigkeiten. Zudem war das Wegenetz im Südabschnitt völlig unzureichend. Es mußte erst in langwieriger Arbeit ausgebaut werden.

Aus diesen Erwägungen heraus entschloß sich das Armee-Oberkommando, den Angriff mit Schwerpunkt von Norden bzw. Nordosten zu führen. Im Süden sollte ein Nebenangriff, vorwiegend zur Fesselung und Ablenkung des Gegners, angesetzt werden. Im Norden hatte das Generalkommando 54 anzugreifen, dem hierzu vier Divisionen (22., 132., 50. und die neuzugeführte 24. Infanterie- Division) sowie die Masse der schweren Artillerie unterstellt wurden. Der Fesselungsangriff im Süden fiel dem 30. AK zu, dem hierzu, außer der 72. Division, noch die von Kertsch herangeholte 170. Division und die rumänische Gebirgs-Brigade zur Verfügung stand.

Von Kertsch wurde ebenfalls die 73. Division herangezogen, um als Reserve für den Nordangriff bereitzustehen. So konnte auf der Halb­insel Kertsch nur das Generalkommando 42 mit der 46. Division belassen werden. Im Jaila-Gebirge mußte das Generalkommando des rumänischen Gebirgs-Korps mit der 4. Gebirgs-Brigade eingesetzt werden, da sich hier von Anfang an eine starke, wohl vorbereitete Partisanenbewegung bemerkbar machte. Sie erhielt aus den vielen im Gebirge Versprengten der Küstenarmee reichen Zuwachs und gefährdete den Nachschub sowohl auf den Straßen nach Feodosia, wie südlich des Gebirges an die Sewastopol Front dauernd.

Für die eigentliche Küstensicherung verblieben demnach — außer der 8. rumänischen KavaIlerie-Brigade an der Ostküste — neben wenigen neu errichteten Küstenbatterien nur rückwärtige Einheiten der Kampfdivisionen. Sicherlich war es angesichts der Beherrschung der See durch die Rote Flotte ein hohes Risiko, das die Führung der Armee damit einging. Aber es schien tragbar, wenn der Angriff auf Sewastopol bald erfolgte, ehe der Gegner im Kuban bzw. Kaukasus Gebiet neue Kräfte für Unter nehmungen über See aufstellen konnte. Der Zeitpunkt des Angriffs war demnach von großer Bedeutung. Nach unseren Berechnungen konnten die erforderlichen Truppenverschiebungen und die Munitionierung der Angriffsartillerie bis zum 27. oder 28. November durchgeführt sein. Auf diesen Termin wurde also der Angriffsbeginn festgesetzt.

Da fiel auch uns der russische Winter in den Arm, und zwar in doppelter und darum um so wirkungsvollerer Form. Auf der Krim setzten unablässige Regenfälle ein, die binnen kürzester Frist alle nicht festen Straßen unbenutzbar machten. Das feste Straßennetz auf der Krim beginnt jedoch erst in Simferopol. Vom Festland bis dorthin führt lediglich einer der landesüblichen „Gräter-Wege", Straßen, bei denen nur die Oberfläche geglättet ist und die an beiden Seiten Gräben aufweisen. Bei trockenem Wetter sind sie auf dem harten Lehmboden Südrußlands sehr gut benutzbar. In der Schlammperiode aber mußten sie alsbald gesperrt werden, wenn man sie nicht auf die Dauer und völlig ruinieren wollte. Mit Einsetzen der Regenperiode hörte also für die Armee der Kolonnen-Nachschub praktisch auf, soweit es die Strecke vom Festland bis Simfero­pol betraf. Am 17. November waren bereits 50 Prozent des Kolonnenraums durch technische Schäden ausgefallen. Anderseits aber herrschte auf dem Festland im Norden bereits strenger Frost, dem von den überhaupt zur Zeit südlich des Dnjepr verfügbaren fünf Lokomotiven alsbald vier zum Opfer fielen. So sank der Nachschub für die Armee oft auf ein bis zwei Züge täglich herab. Der Dnjepr führte Eis, das aber noch nicht hielt, während es eisfreie Brücken noch nicht gab. So zogen sich die Vorbereitungen für den Angriff in die Länge. Statt am 27. November konnten wir erst am 17. Dezember mit der Artillerievorbereitung beginnen. Daß dieser Zeitverlust dem Gegner zugute kam, der in seinem Festungs­gebiet keine derartige Schwierigkeiten hatte, war klar. Aber auch die Gefahr eines Eingreifens neuer Feindkräfte über See mußte von Tag zu Tag wachsen.

Mit einer Verspätung von drei Wochen, wie sich zeigen sollte einem entscheidenden Zeitverlust, konnte also im Nordabschnitt das 54. AK, im Süden das 30. AK zum Angriff antreten. Zuvor aber wurde die Armee­führung noch vor eine schwere Entscheidung gestellt. Am 17. Oktober hatte das Ob.Kdo.d.H.Gr. auf Grund der bei Rostow kritisch gewordenen Lage die sofortige Abgabe der 73. und 170. Infanterie-Division ange­ordnet. Alle Vorstellungen des Armee-Oberkommandos 11, daß damit der Angriff auf Sewastopol unmöglich würde, hatten nur erreicht, daß die längs der Südküste zum 30. AK im Anmarsch befindliche 170. Infanterie-Division der Armee belassen wurde. Sie wäre ohnehin bei Rostow zu spät ge­kommen. Das änderte aber nichts an der Tatsache, daß mit Fortnahme der 73. Infanterie-Division die für den Nordangriff erforderliche Reserve wegfiel. Das Armee-Oberkommando stand vor der Entscheidung, ob es unter diesen Umständen den Angriff überhaupt wagen konnte. Es entschied sich, das Wagnis zu unternehmen.

Es ist nicht möglich, den Verlauf des Angriffs hier im einzelnen zu schildern. Es galt zunächst, den Gegner durch einen überraschenden Stoß von Osten her aus dem Vorfeld zwischen der Katscha und dem Belbek zu vertreiben. Zugleich waren seine Stützpunkte im Belbek-Tal und dessen südlichen Höhenrand zu nehmen. Dann war der Angriff durch das eigentliche Festungsglacis südlich des Belbek bis an die Ssewernaja-Bucht vorzutreiben. Hauptlast und Erfolg dieses Kampfes lag bei der tapferen niedersächsischen 22. Infanterie-Division unter ihrem ausgezeichneten Kommandeur Generalleutnant Wolff. Sie säuberte das Vorfeld zwischen Katscha und Belbek vom Feinde, stürmte zusammen mit der südlich an­greifenden 132. Infanterie-Division die Höhen am Südrand des Belbektals und stieß in die eigentliche Befestigungszone südlich davon vor. Aber der Angriffskeil wurde immer schmäler, da die von Osten in Richtung auf die Ssewernaja-Bucht angesetzte 50. und 24. Infanterie-Division in dem außerordentlich schwierigen, teilweise mit fast undurchdringlichem Busch bewachsenen Berggelände nicht nennenswert vorwärts kamen. Die schweren Kämpfe um die vom Feind zäh verteidigten Bunker zehrten am Bestand der Truppe. Nunmehr einfallende strenge Kälte beanspruchte ihre Kräfte aufs äußerste. Immerhin, die Spitze des Angriffskeils näherte sich in den letzten Dezembertagen — auch in den Weihnachtstagen hatte der Kampf angedauert - dem Fort Stalin, nach dessen Wegnahme zum mindesten der beherrschende Einblick in die Ssewernaja-Bucht für die Artillerie gewonnen gewesen wäre. Eine frische Truppe — und der Stoß bis zur Ssewernaja-Bucht mußte gelingen. Diese aber fehlte infolge der Abgabe der 73. Infanterie-Division und war auch nicht durch schärfste Zusammenfassung der Angriffsdivisionen nach der Angriffsspitze hin zu ersetzen.

In dieser Lage trafen die Armee die sowjetischen Landungen zuerst bei Kertsch, dann bei Feodosia. Eine tödliche Gefahr in dem Augenblick, als alle Kräfte der Armee bis auf eine deutsche Division und zwei rumä­nische Brigaden im Kampf um Sewastopol standen! Es war völlig klar, daß es notwendig sein würde, schnellstens Kräfte von Sewastopol an die bedrohten Punkte zu werfen. Jedes Zögern konnte verhängnisvoll werden. Aber sollte man den Angriff auf Sewastopol aufgeben, gerade in dem Augenblick, in dem es anscheinend nur noch einer letzten Anstrengung bedurfte, um wenigstens das Ziel der Kon­trolle über die Ssewernaja-Bucht zu erreichen? Zudem erschien es sicher, daß es nach einem Erfolg auf der Nordfront leichter sein würde, Kräfte bei Sewastopol freizumachen, als wenn man den Gegner vorzeitig losließ.

So entschloß sich die Armeeführung, selbst nach der Landung der Russen bei Feodosia, noch das Risiko auf sich zu nehmen, das in jeder Stunde lag, um die das Freimachen von Truppen bei Sewastopol ver­zögert wurde. Zunächst wurde also nur die Einstellung des Angriffs beim 30. AK befohlen und die 170. Infanterie-Division nach der bedrohten Halb­insel Kertsch in Marsch gesetzt. Dagegen sollte — im Einvernehmen mit dem Kommandierenden General des 54. AK und seinen Divisions- Kommandeuren — auf der Nordfront noch ein letzter Versuch gemacht werden, das Angriffsziel, die Ssewernaja-Bucht, zu erreichen. Wie immer gab die Truppe das Letzte. Die Angriffsspitze der 22. Infanterie-Division, das Infanterie-Regiment 16 unter Oberst v. Choltitz, drang auch noch in das Hindernis des Fort Stalin ein. Dann aber war es mit der Kraft zu Ende. Am 30. Dezember meldeten die Kommandeure der Angriffs­divisionen, daß weitere Versuche, den Angriff fortzuführen, keinen Er­folg mehr versprächen. Das Armee-Oberkommando gab — nachdem eine sehr ernste fernmündliche Vorstellung über die Heeresgruppe auch Hitler von der Notwendigkeit überzeugt hatte — den Befehl zur endgültigen Einstellung des Angriffs. Es mußte — schweren Herzens — darüber hinaus den Befehl zur Zurücknahme der Nordfront auf die Höhen nördlich des Belbektals geben. Ohne diese Maßnahme waren nicht genügend Kräfte freizumachen. Die Lage in dem spitzen Angriffskeil wäre auf die Dauer ohnehin nicht haltbar gewesen. Daß Hitler diesen Entschluß mißbilligte (wiewohl er ihn nicht ändern konnte), da es seinem soeben erlassenen strikten Verbot, irgend etwas freiwillig aufzugeben, widersprach, wog leicht im Vergleich zur Verantwortung gegenüber der Truppe, die soviel Opfer gebracht hatte. Gerade in Gedanken an sie und ihre Erhaltung aber mußte dieser Entschluß gefaßt werden.

So war der erste Versuch, die Festung Sewastopol in gewaltsamem Angriff zu nehmen, gescheitert. Der verbleibende Vorteil war die er­reichte engere Einschließung der Festung, die weniger Kräfte benötigen würde, und die Gewinnung einer brauchbaren Ausgangsbasis für einen späteren Angriff. Auch das 30. AK hatte im Süden für eine spätere Fort­führung des Angriffs wichtige Geländepunkte gewonnen. Ein schwacher Trost allerdings angesichts der gebrachten Opfer.

 Quelle: Verlorene Siege / Erich von Mannstein /Athenaum-Verlag Bonn


 

Rückeroberung von Feodosia

In den ersten Januartagen ergeht ein neuer Befehl an die 170.Infanterie-Division, den auf der festen Straße westlich Feodosia vordringenden Feind aufzuhalten, die Stadt zurückerobern und den Russen über die Parpatschstellung zu vertreiben. Für den erkrankten General Wittke führte ab den 15.01.1942 Generalmajor Sander die Division, sein Ia ist Oberstleutnant Pollak. Die I. Abteilung rollt von Sewastopol mit der Eisenbahn über Dshankoj zur 46.Infanterie-Division im Raum Wladislawowka und bleibt dort zur Verteidigung der Parpatschfront bis Mai eingesetzt. Die II., III., und IV. Abteilung marschieren bei -30 Grad auf dem Landweg über Simferopol auf Feodosia zu.

Die Aufklärung hat ergeben, daß sich der Russe bis Karagos vorgewagt hat und sich beiderseits der einzigen Straße mit starken Kräften verteidigen will. Die II. Abteilung hat in ihren Stellungen bereits am 13.01.1942 erste Feindberührung.

Vom 18.01.-06.05.1942 wird der Kommandeur Oberst Hertz Truppenkommandeur von Feodosia. Von Generalfeldmarschall Erich von Manstein erhält er persönlich den Auftrag, die Verteidigung von der Stadt und der Umgebung zu sichern. Der Hafen ist ein einziger Trümmerhaufen, zahlreiche Transporter liegen versenkt in den Becken, Wellblechschuppen sind nach allen Seiten verbeult, riesige Mengen Getreide sind durch Petroleum ungenießbar gemacht. Von den zerstörten Schiffen werden leichte Geschütze abmontiert und neben den eigenen im Küstenbereich eingesetzt.

   

Zweite Einnahme von Kertsch  

Ab Mitte April 1942 laufen die Vorbereitungen für einen Großangriff gegen die Parpatschfront an. Die in großer Tiefe äußerst dicht und sicher befestigte Linie ist nur zu nehmen, wenn es gelingt, den Widerstand durch schwere Artilleriefeuer  und Fliegerangriffe gänzlich zu zerschlagen und niederzuhalten.

Am 07.05.1942 wird nachmittags von Teilen der 170.Infanterie-Division im nördlichen Bereich ein Scheinangriff durchgeführt, um den Gegner über den Schwerpunkt des Angriffes zu täuschen.

       


 

Unternehmen Trappen-Jagd

Am 8. Mai trat die Armee zum Angriff „Trappen-Jagd" an.

Es gelang dem 30. AK, den Panzergraben zu überschreiten und die vorderste Stellung des Gegners zu durchstoßen. Das Sturmbootunter­nehmen über See hatte unserem längs der Küste vorgehenden Flügel durch Überraschung des Gegners gut vorwärts geholfen. Immerhin war der Kampf nicht leicht. Der Geländegewinn jenseits des Panzergrabens reichte noch nicht aus, um das Vorziehen der Panzer-Division zu ermöglichen. Auch der später einsetzende Angriff des 42. AK kam zunächst nur schwer vorwärts. Immerhin hatten wir in der Front zehn feindliche Divisionen bereits zum Kampf gestellt und den feindlichen Südflügel zerschlagen. Die Reserven des Gegners schienen tatsächlich weiterhin hinter seinem Nordflügel zu stehen.

Erst am 9. Mai war es so weit, daß die 22. Panzer-Division vorgezogen und zum Angriff bereitgestellt werden konnte. Als sie nach Norden ein« schwenken wollte, hatte sie zunächst einen starken feindlichen Panzerangriff abzuschlagen. Dann aber setzte ein Regen ein, der auch die ganze nächste Nacht andauerte und sowohl den Einsatz der Nahkampfverbände der Luftwaffe, wie das Vorwärtskommen der Panzer am 10. früh nahezu unmöglich machte. Erst am Nachmittag des 10. Mai klarte es wieder auf und die Bewegungen kamen erneut in Gang. Immerhin, da die ganze Operation auf Schnelligkeit abgestellt war, konnte der Verlust von 24 Stunden durch den Regen verhängnisvoll werden. Tröstlich war, daß die Brigade Groddek noch vor Einsetzen des Regens schnell nach Osten vor­wärts kam, so daß sie in der Folge jedem Versuch des Gegners, in rück­wärtigen Stellungen Front zu machen, zuvorkommen konnte. Offenbar hatte der Feind mit einem derartig kühnen Vorstoß in die Tiefe seines rückwärtigen Gebietes nicht gerechnet. Leider wurde der tapfere Führer der Brigade, Oberst v. Groddek, im Verlauf der Operation schwer ver­wundet. Er starb 1944 an einer weiteren Verwundung als Divisons-Komandeur.

Vom 11. Mai an verliefen die Operationen dann ohne wesentliche Ver­zögerung. Die 22. Panzer-Division erreichte im Stoß nach Norden die Nordküste. Etwa 8 feindliche Divisionen befanden sich in dem von ihr geschlossenen Kessel. Die Armee konnte den Befehl zur Verfolgung geben. Sie wurde von allen Truppen, die rumänischen eingeschlossen, unter Aufbietung der letzten Kräfte durchgeführt. Am 16. Mai wurde die Stadt Kertsch von der 170. Infaterie-Division und dem Regiment 213 genommen. Doch waren noch schwere Kämpfe nötig, um die Reste des Gegners, die an die Ostküste gelangt waren, in örtlichen Kämpfen zu vernichten.

Ich hatte vor dem Angriff wiederum einen Gefechtsstand dicht hinter der Front bezogen und war die ganzen Tage unterwegs bei den Divisions­stäben und den Truppen vorderer Linie. Für einen Soldaten war diese stürmische Verfolgung ein unvergeßlicher Eindruck. Alle Straßen waren bedeckt mit stehengebliebenen Fahrzeugen, Panzern und Geschützen des Feindes. Immer wieder begegnete man langen Gefangenenzügen. Überwältigend war der Anblick von einer Höhe bei Kertsch, auf der ich mit General v. Richthofen zusammentraf. Vor uns lag das Meer, die Straße von Kertsch und das gegenüberliegende Ufer im leuchtenden Sonnenschein. Das Ziel, von dem wir so lange geträumt hatten, war erreicht. Vor uns der Strand, auf dem unzählbare Mengen von Fahr­zeugen aller Art standen. Immer wieder versuchten sowjetische Schnell­boote wenigstens Mannschaften am Ufer aufzunehmen, wurden aber durch unser Feuer vertrieben. Um die Waffenstreckung der letzten an der Küste noch verzweifelt kämpfenden Feindteile zu erreichen und dabei auch unserer Infanterie weitere Opfer zu ersparen, wurde das Feuer der gesamten Artillerie auf diese letzten Stützpunkte zusammen« gefaßt.

Am 18. Mai war die „Schlacht auf der Halbinsel Kertsch" zu Ende. Nur kleine Trupps des Gegners behaupteten sich unter dem Zwang einiger fanatischer Kommissare noch wochenlang in unterirdischen Fels­höhlen um Kertsch. Nach vorliegenden Meldungen waren rund 170 000 Gefangene, 1133 Geschütze und 258 Panzer in unsere Hand gefallen.

5 deutsche Infanterie-Divisionen und 1 Panzer-Division sowie 2 rumä­nische Infanterie-Divisionen und 1 Kavallerie-Brigade hatten 2 Armeen von insgesamt 26 großen Verbänden vernichtet. Nur verschwindende Teile des Gegners waren über die Straße von Kertsch nach der Taman-halbinsel entkommen. Wiederum hatten unsere Truppen Ungeheures geleistet. An ihrem Erfolg gebührte dem 8. Flieger-Korps ein ausschlag­gebender Anteil. Eine wirkliche Vernichtungsschlacht war siegreich geschlagen worden!

Quelle: Verlorene Siege / Erich von Mannstein /Athenaum-Verlag Bonn


 

Eroberung von Sewastopol

Nun tritt das Artillerie Regiment 240 ein zweites Mal den Marsch nach Sewastopol an. Der für das Regiment vorgesehene Einsatzraum liegt diesmal südlich des Jailagebirges. So marschieren die Abteilungen von Simferopol über Paßstraße nach Aluschta und von dort weiter auf die Küstenstraße durch Jalta, um den Angriff des XXX. A.K. (Armee Korps) im Südabschnitt des Einschließungsringes um Sewastopol zu unterstützen. 

Ein besonders schwerer Abschnitt sind die Sapunhöhen. Das Gelände steigt dort auf kurzer Strecke um 300 m an und der Feind sitzt in Deckungen, die von oben geschützt sind. So müssen wir hier in gezielten Flachfeuer die Schießscharten bekämpfen. Erst danach kann die Infanterie die Höhenstufen überwinden.

Am 29.06.1942 um 2.30 Uhr sind alle zur Verfügung stehenden Rohren auf die Sapunhöhen gerichtet und lösen einen  so mörderischen Feuerzauber aus, das der Hang bis zur Höhe hinauf in Kürze wie umgepflügt ausschaut, alle ausgemachten Feindnester werden direkt niedergehalten. Ab Tagesanbruch bombardieren und bekämpfen Stukas und Schlachtflieger jede Feindbewegung auf den Plateau. Inzwischen räumen Pioniere die Minen fort. Danach greifen die Infanterie unter Begleitung von Sturmgeschützen und Panzerjägern an und setzen sich innerhalb einer viertel Stunde in den Besitz der Höhen. In den äußersten Landspitzen haben sich die Feindreste zurückgezogen. 

   

Am 04.07.1942 ist die Eroberung der Krim praktisch beendet. Nur ganz unten an der Steilküste halten sich unter Felsvorsprüngen und in Höhlen fanatische Kämpfer auf, sie hoffen wohl, des Nachts von See her abgeholt zu werden.

Alle Soldaten, die unter Generalfeldmarschall Erich von Manstein auf der Krim gekämpft haben, werden mit dem Krimschild ausgezeichnet.    

Das Ärmelschild wurde am 25. Juli 1942 zur Erinnerung an die Kämpfe der 11. Armee unter dem Befehlshaber Generalfeldmarschall Erich von Manstein um die Krim von Adolf Hitler gestiftet und konnte an alle Wehrmachtsangehörigen und der Wehrmacht unterstellten Personen verliehen werden, die in der Zeit vom 21. September 1941 bis 4. Juli 1942 an den Kämpfen um die Krim teilgenommen und eine der folgenden Bedingungen erfüllt hatten.

Teilnahme an einer Schlacht

Verwundung

ununterbrochener Aufenthalt von drei Monaten im Kampfgebiet

 

Das Abzeichen wurde zur Uniform am linken Oberarm getragen.

 

Am 26.07.1942 beginnt die Verladung der Einheit des Regiments auf die Eisenbahn in Simferopol und eine Reise mit unbekannten Ziel wird angetreten. Am 03.08.1942  wird die Einheit in Luga/Tossno entladen und in der Umgebung einquartiert. Geplant ist von der obersten Führung, mit den von Sewastopol herangeführten Divisionen Leningrad einzunehmen.

 

Quelle: Geschichte des Artillerie-Regiment 240 in der 170. Infanterie-Division 1939-1945 / Martin Blanken 


     

Military Top rankings. War relics- militaria and collecting sites, world war history. ww2 militaria uniforms steel helmets

    militaria-topliste.de - Top100 Military Sites    Collectors Toplist    Listinus Toplisten    Military History TOP

Wichtiger Hinweis: Diese Seite verherrlicht nicht die Ereignisse des 2. Weltkriegs, sie soll rein objektiv den Verbleib meiner Verwandten schildern.

COPYRIGHT © 2008 ostvermisste-1944 /H.F.
Alle Rechte vorbehalten, insbesondere das Recht auf Vervielfältigung und Verbreitung sowie Übersetzung. Kein Teil dieser Homepage darf in irgendeiner Form ohne schriftliche Genehmigung von Hagen Friedrich reproduziert werden oder unter Verwendung elektronischer Systeme verarbeitet, vervielfältigt oder verbreitet werden.