Wo sind sie geblieben ?
Die Eroberung der Krim
Mit dem Abschluß der
„Schlacht am Asowschen Meer" trat auf dem Südflügel der Ostfront eine
neue Kräftegliederung ein. Offenbar hatte die deutsche oberste Führung
eingesehen, daß eine Armee nicht zugleich eine Operation in Richtung Rostow und
eine zweite auf der Krim führen könne.
Das Vorgehen auf Rostow
wurde nunmehr der Panzergruppe 1 übertragen, an die die 11. Armee das 49.
Gebirgs-Korps und die Leibstandarte abzugeben hatte.
Die 11. Armee erhielt als alleinige
Aufgabe die Eroberung der Krim mit den ihr verbleibenden zwei Korps (30. AK, mit
22., 72., 170. Infanterie-Division,
54. AK mit 46., 73. und 50. Infanterie-Division. Letztere
jedoch noch zu einem Drittel vor Odessa).
Die 3. rumänische Armee sollte,
wieder unter den Befehl des Marschalls Antonescu tretend, nur noch den Schutz
der Küsten des Schwarzen und Asowschen Meeres übernehmen. Indem ich mich
jedoch unmittelbar an den Marschall wandte, erreichte ich von ihm das Einverständnis,
das Generalkommando des rumänischen Gebirgs-Korps mit einer Gebirgs- und einer
Kavallerie-Brigade auf die Krim zum Schutze der Ostküste mitzunehmen.
War nunmehr die Aufgabe der 11.
Armee auf ein Ziel — die Eroberung der Krim — beschränkt, so drängte doch
die oberste Führung um so mehr darauf, möglichst bald ein Korps über die Straße
von Kertsch in Richtung auf den Kuban vorzuführen.
Die in dieser Forderung Hitlers
erkennbare Unterschätzung des Gegners veranlaßte das AOK, darauf
hinzuweisen, daß die Vorbedingung einer solchen Operation die völlige
Bereinigung der Lage auf der Krim sein müsse. Um diese werde der Gegner
zweifellos bis zum Letzten kämpfen, und eher Odessa als Sewastopol aufgeben.
In der Tat, so lange die Sowjets
— im Besitz der Seeherrschaft — noch einen Fuß auf der Krim behielten,
konnte von einem Vorstoß eines Teils der ohnehin nur aus zwei Korps bestehenden
11. Armee über Kertsch nach dem Kuban keine Rede sein. In jedem Fall benutzte
das AOK den Anlaß, um die Zuführung eines weiteren Generalkommandos mit drei
Divisionen zu fordern. Wohl wesentlich im Hinblick auf den vorerwähnten
Wunsch Hitlers erhielt die Armee in den nächsten Wochen das Generalkommando 42,
die 132. und 24. Infanterie-Division. Es sollte sich zeigen, daß diese Verstärkung
angesichts der Anstrengungen, die die Sowjets machten, um sich auf der Krim zu
behaupten bzw. sie wiederzugewinnen, allein für den Kampf um die Halbinsel
unerläßlich war.
Quelle: Verlorene Siege / Erich von Mannstein /Athenaum-Verlag Bonn
Kertsch - Feodosia Operation
Mit dem 24.10.1941 werden die II., III., und IV. Abteilung des Artillerie Regiment 240, nachdem sie der 22. Infanterie-Division unterstellt waren um den Zugang zur Krim bei Perekop abzuriegeln, wieder der 170.Infanterie-Division unterstellt. Diese, dem XIV. A.K. (Armee Korps) unterstellt, hat den Auftrag, an der Westseite der Landenge den Angriff zum Durchbruch auf die Halbinsel zu führen. Das Beziehen der Stellungen ist außerordentlich schwierig, kann nur während der Dunkelheit oder im Morgennebel geschehen, weil einfach jegliche Deckung fehlt. Auf jede ausgemachte Bewegung reagiert der Feind mit Artilleriebeschuß.
Die Marschrichtung der 170.Infanterie-Division ist Südost auf das Krimgebirge zu. Vor dem Gebirge dreht die Spitze der Division nach Osten ab und setzt die Verfolgung beiderseits der asphaltierten Straße auf Feodosia zu fort. Die Infanterie erreicht am 02.11.1941 mit Infanterie Regiment 401 Scheich Mamaj. 391 Karagos und 399 Dshankoj (südlich Nassypnoi). Die feindliche Nachhut wehrt sich wieder energischer. Nach sehr hartem Kampf nehmen 391 und 401 am 03.11.1941 die Hafenstadt ein und 399 den Küstenort Koktebel.
Einnahme von Kertsch
Um den Feind keine Zeit zum Festsetzen in der Parapatschstellung zu geben - hier an der schmalsten Stelle ist die Halbinsel Kertsch nur 18 km breit, und der Russe hat eine 8 km tiefe gestaffelte Verteidigungslinie mit Panzerabwehrgraben, Drahthindernissen und Betonbauten errichtet - wird der Vormarsch in ostwärtiger Richtung ohne Pause fortgesetzt. Die Überwindung der Befestigungen am 05.11.1941 durch Infanterie Regiment 401 kostet hohe Verluste, der Kommandeur Oberstleutnant Thilo und sein Adjutant fallen. Mehrere Kompanien der Regimenter haben nur noch 35 bis 40 Mann im Einsatz und werden von Unteroffizieren geführt.
Am 16.11.1941 wird bekannt gegeben, daß Halbinsel und Stadt Kertsch vom Feind gesäubert sind. Alles hofft auf Winterruhe.
Sewastopol
Schon am Morgen nach der Einnahme von Kertsch kommt von der Armee über das A.K. (Armee Korps) an die Division die Anfrage, wieviel Artillerie-Abteilungen marschfähig sind. Das Artillerie Regiment 240 meldet 4, die Regimenter der übrigen Divisionen jeweils nur eine. So bekommt Oberstleutnant Hertz den Befehl, sich mit 6 Abteilungen bei einbrechendem Winter zum 300 km entfernten Sewastopol in Marsch zu setzen. Die III. Abteilung bleibt zum Schutz von Küste und Hafen bei der Division in Feodosia. Die I., II., und IV. Abteilung erreichen am 02.12.1941 den Raum um Simferopol und genießen einige Tage Ruhe.
Am 12.12.1941 erhalten die I., II., und IV. Abteilung ihren ersten Einsatzbefehl im Raum Belbek-Tal und Kmyschli-Schlucht bei der sächsischen 24.Infanterie-Division, die neu auf der Krim verlegt worden ist.
Leichtfertig werden zur gleichen Zeit von der höheren Führung die zum Küstenschutz verbliebenen Truppenteilen größtenteils aus Feodosia abgezogen und zur Verstärkung nach Sewastopol transportiert, so auch die III./Artillerie Regiment 240. Ihre kämpfenden Teile werden in der Vorweihnachtswoche auf LKW verladen und über den Paß des Jailagebirges nach Jalta (20.12.1941) Alupka (23.12.1941) gebracht und gehen am 24.12.1941 in Stellung.
Dem Führer zu Weihnachten die eroberte Festung als Geschenk zu präsentieren mißlingt. Alle Angriffe schlagen fehl, bringen die Unsrigen keinen Schritt dem Ziel näher.
In den letzten Tagen des Jahres '41 landet der Feind an mehreren Stellen der 600 km langen ungeschützten Küste der Kertsch; Kertsch, Feodosia und Eupatoria gehen verloren, der Angriff auf Sewastopol muß am 31.12.1941 abgebrochen werden. Wieder muß nach Kertsch und Feodosia verlegt werden. Bei den Batterien der III. Abteilung geschieht es zu Silvester. Am 05.01.1942 erreichen sie Alupka, am 13.01.1942 Aluschta und werden wieder auf LKW über das Gebirge transportiert.
Sehr schlimm haust der Russe nach seiner Landung in Feodosia. Dort liegen im Lazarett Verwundete der 170.Infanterie-Division. Wer sich nicht in letzter Minute retten kann, wird bei eisiger Kälte aus dem Fenster geworfen und mit Wasser übergossen, das sofort gefriert.
Der erste Angriff auf Sewastopol
Die 11.
Armee stand nun mehr vor der Aufgabe, das letzte Bollwerk des Gegners auf der
Krim, Sewastopol, durch Angriff zu nehmen.Je eher dieser erfolgen würde, je
weniger Zeit man dem Feinde ließ, seine Abwehr zu organisieren, desto mehr
Aussicht bestand für ein Gelingen.Um
so weniger auch war ein Eingreifen des Gegners über See her zu befürchten.
Ein weiteres
Vorarbeiten des linken Flügels des 54. AK und vor allen die Schließung der Lücke
zwischen ihm und dem im Gebirge südostwärts Sewastopol stehenden 30. AK war nötig.
Dies erforderte eine Reihe schwieriger Gebirgskämpfe, zu denen das
Armee-Oberkommando noch die inzwischen zur Verfügung gestellte 1. rumänische
Gebirgs-Brigade einsetzen konnte.
Für den
Angriff war zunächst die Kräftefrage zu lösen. Daß die zur Zeit um die
Festung stehenden vier Divisionen nicht ausreichen würden, den Angriff durchzuführen,
war sicher. Sie genügten nicht einmal zu einer lückenlosen Einschließung der
Festung. Zudem ergab sich, daß der Gegner mit Hilfe der bereits erwähnten Maßnahmen
seine Verteidigungskräfte in verhältnismäßig kurzer Zeit wieder auf eine Stärke
von 9 Divisionen bringen konnte. Diese Tatsache unterstrich, wie notwendig es
war, ihm vor allem die Zufuhr über See abzuschneiden.
Um zum
Angriffserfolg zu kommen, mußte die 11. Armee also alle irgendwie verfügbar zu
machenden Kräfte heranziehen. Anderseits aber war klar, daß der Feind — im
Besitz der uneingeschränkten Seeherrschaft — jederzeit an jeder ihm günstig
erscheinenden Stelle der Küste landen konnte, solange diese nicht ausreichend
gesichert blieb. Die Führung der Armee stand damit vor der Frage, ob sie ein
hohes Risiko durch Entblößung der übrigen Krim, insbesondere der Halbinsel
Kertsch,
Wollte man
die Festung zu Fall bringen, so war die Voraussetzung, den Hafen, also die
Ssewernaja-Bucht, so bald wie möglich unter Kontrolle zu bekommen. Solange der
Festung die Zufuhr über See offen blieb, konnte der Feind, so wie die Dinge
lagen, materialmäßig, aber wahrscheinlich auch der Truppenstärke nach, immer
überlegen bleiben. Der Hauptstoß mußte also — völlig anders als es im
Krimkriege geschehen war, in dem die Alliierten die Seeherrschaft besaßen —
von Norden bzw. Nordosten in Richtung auf die Ssewemaja-Bucht geführt werden.
Nicht auf die Stadt, sondern auf den Hafen kam es an. Im Norden allein konnte
auch die Armee ihre starke Angriffsartillerie zum Tragen bringen. Deren
Munitionierung über das Gebirge hinweg zum Südabschnitt war angesichts der
gegebenen Transportmöglichkeiten nicht zu leisten. Um so weniger, als die Küstenstraße
jederzeit von See her vom Feind unter Feuer gehalten werden konnte. Wenn auch
die feindlichen Befestigungen anscheinend im Nordabschnitt stärker und
zahlreicher waren als im Südabschnitt, so bot in letzterem das Gelände,
schroffes Felsengebirge, um so größere Schwierigkeiten. Zudem war das
Wegenetz im Südabschnitt völlig unzureichend. Es mußte erst in langwieriger
Arbeit ausgebaut werden.
Aus diesen
Erwägungen heraus entschloß sich das Armee-Oberkommando, den Angriff mit
Schwerpunkt von Norden bzw. Nordosten zu führen. Im Süden sollte ein
Nebenangriff, vorwiegend zur Fesselung und Ablenkung des Gegners, angesetzt
werden.
Von Kertsch
wurde ebenfalls die 73. Division herangezogen, um als Reserve für den
Nordangriff bereitzustehen. So konnte auf der Halbinsel Kertsch nur das
Generalkommando 42 mit der 46. Division belassen werden.
Für die
eigentliche Küstensicherung verblieben demnach — außer der 8. rumänischen
KavaIlerie-Brigade an der Ostküste — neben wenigen neu errichteten Küstenbatterien
nur rückwärtige Einheiten der Kampfdivisionen.
Da fiel auch
uns der russische Winter in den Arm, und zwar in doppelter und darum um so
wirkungsvollerer Form. Auf der Krim setzten unablässige Regenfälle ein, die
binnen kürzester Frist alle nicht festen Straßen unbenutzbar machten. Das
feste Straßennetz auf der Krim beginnt jedoch erst in Simferopol. Vom Festland
bis dorthin führt lediglich einer der landesüblichen „Gräter-Wege",
Straßen, bei denen nur die Oberfläche geglättet ist und die an beiden Seiten
Gräben aufweisen. Bei trockenem Wetter sind sie auf dem harten Lehmboden Südrußlands
sehr gut benutzbar. In der Schlammperiode aber mußten sie alsbald gesperrt
werden, wenn man sie nicht auf die Dauer und völlig ruinieren wollte. Mit
Einsetzen der Regenperiode hörte also für die Armee der Kolonnen-Nachschub
praktisch auf, soweit es die Strecke vom Festland bis Simferopol betraf. Am
17. November waren bereits 50 Prozent des Kolonnenraums durch technische Schäden
ausgefallen. Anderseits aber herrschte auf dem Festland im Norden bereits
strenger Frost, dem von den überhaupt zur Zeit südlich des Dnjepr verfügbaren
fünf Lokomotiven alsbald vier zum Opfer fielen. So sank der Nachschub für die
Armee oft auf ein bis zwei Züge täglich herab. Der Dnjepr führte Eis, das
aber noch nicht hielt, während es eisfreie Brücken noch nicht gab. So zogen
sich die Vorbereitungen für den Angriff in die Länge. Statt am 27. November
konnten wir erst am 17. Dezember mit der Artillerievorbereitung beginnen.
Mit einer
Verspätung von drei Wochen, wie sich zeigen sollte einem entscheidenden
Zeitverlust, konnte also im Nordabschnitt das 54. AK, im Süden das 30. AK zum
Angriff antreten. Zuvor aber wurde die Armeeführung noch vor eine schwere
Entscheidung gestellt. Am 17. Oktober hatte das Ob.Kdo.d.H.Gr. auf Grund der bei
Rostow kritisch gewordenen Lage die sofortige Abgabe der 73. und 170.
Infanterie-Division angeordnet. Alle Vorstellungen des Armee-Oberkommandos 11,
daß damit der Angriff auf Sewastopol unmöglich würde, hatten nur erreicht, daß
die längs der Südküste zum 30. AK im Anmarsch befindliche 170.
Infanterie-Division der Armee belassen wurde. Sie wäre ohnehin bei Rostow zu spät
gekommen. Das änderte aber nichts an der Tatsache, daß mit Fortnahme der 73.
Infanterie-Division die für den Nordangriff erforderliche Reserve wegfiel. Das
Armee-Oberkommando stand vor der Entscheidung, ob es unter diesen Umständen den
Angriff überhaupt wagen konnte. Es entschied sich, das Wagnis zu unternehmen.
Es ist nicht
möglich, den Verlauf des Angriffs hier im einzelnen zu schildern. Es galt zunächst,
den Gegner durch einen überraschenden Stoß von Osten her aus dem Vorfeld
zwischen der Katscha und dem Belbek zu vertreiben. Zugleich waren seine Stützpunkte
im Belbek-Tal und dessen südlichen Höhenrand zu nehmen. Dann war der Angriff
durch das eigentliche Festungsglacis südlich des Belbek bis an die
Ssewernaja-Bucht vorzutreiben. Hauptlast und Erfolg dieses Kampfes lag bei der
tapferen niedersächsischen 22. Infanterie-Division unter ihrem ausgezeichneten
Kommandeur Generalleutnant Wolff. Sie säuberte das Vorfeld zwischen Katscha und
Belbek vom Feinde, stürmte zusammen mit der südlich angreifenden 132.
Infanterie-Division die Höhen am Südrand des Belbektals und stieß in die
eigentliche Befestigungszone südlich davon vor. Aber der Angriffskeil wurde
immer schmäler, da die von Osten in Richtung auf die Ssewernaja-Bucht
angesetzte 50. und 24. Infanterie-Division in dem außerordentlich schwierigen,
teilweise mit fast undurchdringlichem Busch bewachsenen Berggelände nicht
nennenswert vorwärts kamen. Die schweren Kämpfe um die vom Feind zäh
verteidigten Bunker zehrten am Bestand der Truppe. Nunmehr einfallende strenge Kälte
beanspruchte ihre Kräfte aufs äußerste. Immerhin, die Spitze des
Angriffskeils näherte sich in den letzten Dezembertagen — auch in den
Weihnachtstagen hatte der Kampf angedauert - dem Fort Stalin, nach dessen
Wegnahme zum mindesten der beherrschende Einblick in die Ssewernaja-Bucht für
die
In dieser
Lage trafen die Armee die sowjetischen Landungen zuerst bei Kertsch, dann bei
Feodosia. Eine tödliche Gefahr in dem Augenblick, als alle Kräfte der Armee
bis auf eine deutsche Division und zwei rumänische Brigaden im Kampf um
Sewastopol standen!
So entschloß
sich die Armeeführung, selbst nach der Landung der Russen bei Feodosia, noch
das Risiko auf sich zu nehmen, das in jeder Stunde lag, um die das Freimachen
von Truppen bei Sewastopol verzögert wurde. Zunächst wurde also nur die
Einstellung des Angriffs beim 30. AK befohlen und die 170. Infanterie-Division
nach der bedrohten Halbinsel Kertsch in Marsch gesetzt. Dagegen sollte — im
Einvernehmen mit dem Kommandierenden General des 54. AK und seinen Divisions-
Kommandeuren — auf der Nordfront noch ein letzter Versuch gemacht werden, das
Angriffsziel, die Ssewernaja-Bucht, zu erreichen. Wie immer gab die Truppe das
Letzte. Die Angriffsspitze der 22. Infanterie-Division, das Infanterie-Regiment
16 unter Oberst v. Choltitz, drang auch noch in das Hindernis des Fort Stalin
ein. Dann aber war es mit der Kraft zu Ende. Am 30. Dezember meldeten die
Kommandeure der Angriffsdivisionen, daß weitere Versuche, den Angriff fortzuführen,
keinen Erfolg mehr versprächen. Das Armee-Oberkommando gab — nachdem eine
sehr ernste fernmündliche Vorstellung über die Heeresgruppe auch Hitler von
der Notwendigkeit überzeugt hatte — den Befehl zur endgültigen Einstellung
des Angriffs. Es mußte — schweren Herzens — darüber hinaus den Befehl zur
Zurücknahme der Nordfront auf die Höhen nördlich des Belbektals geben. Ohne
diese Maßnahme waren nicht genügend Kräfte freizumachen. Die Lage in dem
spitzen Angriffskeil wäre auf die Dauer ohnehin nicht haltbar gewesen. Daß
Hitler diesen Entschluß mißbilligte
So
war der erste Versuch, die Festung Sewastopol in gewaltsamem Angriff zu nehmen,
gescheitert. Der verbleibende Vorteil war die erreichte engere Einschließung
der Festung, die weniger Kräfte benötigen würde, und die Gewinnung einer
brauchbaren Ausgangsbasis für einen späteren Angriff. Auch das 30. AK hatte im
Süden für eine spätere Fortführung des Angriffs wichtige Geländepunkte
gewonnen. Ein schwacher Trost allerdings angesichts der gebrachten Opfer.
Quelle: Verlorene Siege / Erich von Mannstein /Athenaum-Verlag
Bonn
Rückeroberung von Feodosia
In den ersten Januartagen ergeht ein neuer Befehl an die 170.Infanterie-Division, den auf der festen Straße westlich Feodosia vordringenden Feind aufzuhalten, die Stadt zurückerobern und den Russen über die Parpatschstellung zu vertreiben. Für den erkrankten General Wittke führte ab den 15.01.1942 Generalmajor Sander die Division, sein Ia ist Oberstleutnant Pollak. Die I. Abteilung rollt von Sewastopol mit der Eisenbahn über Dshankoj zur 46.Infanterie-Division im Raum Wladislawowka und bleibt dort zur Verteidigung der Parpatschfront bis Mai eingesetzt. Die II., III., und IV. Abteilung marschieren bei -30 Grad auf dem Landweg über Simferopol auf Feodosia zu.
Die Aufklärung hat ergeben, daß sich der Russe bis Karagos vorgewagt hat und sich beiderseits der einzigen Straße mit starken Kräften verteidigen will. Die II. Abteilung hat in ihren Stellungen bereits am 13.01.1942 erste Feindberührung.
Vom 18.01.-06.05.1942 wird der Kommandeur Oberst Hertz Truppenkommandeur von Feodosia. Von Generalfeldmarschall Erich von Manstein erhält er persönlich den Auftrag, die Verteidigung von der Stadt und der Umgebung zu sichern. Der Hafen ist ein einziger Trümmerhaufen, zahlreiche Transporter liegen versenkt in den Becken, Wellblechschuppen sind nach allen Seiten verbeult, riesige Mengen Getreide sind durch Petroleum ungenießbar gemacht. Von den zerstörten Schiffen werden leichte Geschütze abmontiert und neben den eigenen im Küstenbereich eingesetzt.
Zweite Einnahme von Kertsch
Ab Mitte April 1942 laufen die Vorbereitungen für einen Großangriff gegen die Parpatschfront an. Die in großer Tiefe äußerst dicht und sicher befestigte Linie ist nur zu nehmen, wenn es gelingt, den Widerstand durch schwere Artilleriefeuer und Fliegerangriffe gänzlich zu zerschlagen und niederzuhalten.
Am 07.05.1942 wird nachmittags von Teilen der 170.Infanterie-Division im nördlichen Bereich ein Scheinangriff durchgeführt, um den Gegner über den Schwerpunkt des Angriffes zu täuschen.
Unternehmen Trappen-Jagd
Am
8. Mai trat die Armee zum Angriff „Trappen-Jagd" an.
Es
gelang dem 30. AK, den Panzergraben zu überschreiten und die vorderste Stellung
des Gegners zu durchstoßen. Das Sturmbootunternehmen über See hatte unserem
längs der Küste vorgehenden Flügel durch Überraschung des Gegners gut vorwärts
geholfen. Immerhin war der Kampf nicht leicht. Der Geländegewinn jenseits des
Panzergrabens reichte noch nicht aus, um das Vorziehen der Panzer-Division zu
ermöglichen. Auch der später einsetzende Angriff des 42. AK kam zunächst nur
schwer vorwärts. Immerhin hatten wir in der Front zehn feindliche Divisionen
bereits zum Kampf gestellt und den feindlichen Südflügel zerschlagen. Die
Reserven des Gegners schienen tatsächlich weiterhin hinter seinem Nordflügel
zu stehen.
Erst
am 9. Mai war es so weit, daß die
22. Panzer-Division vorgezogen
Vom
11. Mai an verliefen die Operationen dann ohne wesentliche Verzögerung. Die
22. Panzer-Division erreichte im Stoß nach Norden die Nordküste. Etwa 8
feindliche Divisionen befanden sich in dem von ihr geschlossenen Kessel. Die
Armee konnte den Befehl zur Verfolgung geben. Sie wurde von allen Truppen, die
rumänischen eingeschlossen, unter Aufbietung der letzten Kräfte durchgeführt.
Am 16. Mai wurde die Stadt Kertsch von der 170. Infaterie-Division und dem
Regiment 213 genommen. Doch waren noch schwere Kämpfe nötig, um die Reste des
Gegners, die an die Ostküste gelangt waren, in örtlichen Kämpfen zu
vernichten.
Ich
hatte vor dem Angriff wiederum einen Gefechtsstand dicht hinter der Front
bezogen und war die ganzen Tage unterwegs bei den Divisionsstäben und den
Truppen vorderer Linie. Für einen Soldaten war diese stürmische Verfolgung ein
unvergeßlicher Eindruck. Alle Straßen waren bedeckt mit stehengebliebenen
Fahrzeugen, Panzern und Geschützen des Feindes. Immer wieder begegnete man
langen Gefangenenzügen. Überwältigend war der Anblick von einer Höhe bei
Kertsch, auf der ich mit General v. Richthofen zusammentraf. Vor uns lag das
Meer, die Straße von Kertsch und das gegenüberliegende Ufer im leuchtenden
Sonnenschein. Das Ziel, von dem wir so lange geträumt hatten, war erreicht. Vor
uns der Strand, auf dem unzählbare Mengen von Fahrzeugen aller Art standen.
Immer wieder versuchten sowjetische Schnellboote wenigstens Mannschaften am
Ufer aufzunehmen, wurden aber durch unser Feuer vertrieben. Um die
Waffenstreckung der letzten an der Küste noch verzweifelt kämpfenden
Feindteile zu erreichen und dabei auch unserer Infanterie weitere Opfer zu
ersparen, wurde das
Am
18. Mai war die „Schlacht auf der Halbinsel Kertsch" zu Ende. Nur kleine
Trupps des Gegners behaupteten sich unter dem Zwang einiger fanatischer
Kommissare noch wochenlang in unterirdischen Felshöhlen um Kertsch. Nach
vorliegenden Meldungen waren rund 170 000 Gefangene, 1133 Geschütze und 258
Panzer in unsere Hand gefallen.
5 deutsche Infanterie-Divisionen und 1 Panzer-Division sowie 2 rumänische Infanterie-Divisionen und 1 Kavallerie-Brigade hatten 2 Armeen von insgesamt 26 großen Verbänden vernichtet. Nur verschwindende Teile des Gegners waren über die Straße von Kertsch nach der Taman-halbinsel entkommen. Wiederum hatten unsere Truppen Ungeheures geleistet. An ihrem Erfolg gebührte dem 8. Flieger-Korps ein ausschlaggebender Anteil. Eine wirkliche Vernichtungsschlacht war siegreich geschlagen worden!
Quelle: Verlorene Siege / Erich von Mannstein /Athenaum-Verlag Bonn
Eroberung von Sewastopol
Nun tritt das Artillerie Regiment 240 ein zweites Mal den Marsch nach Sewastopol an. Der für das Regiment vorgesehene Einsatzraum liegt diesmal südlich des Jailagebirges. So marschieren die Abteilungen von Simferopol über Paßstraße nach Aluschta und von dort weiter auf die Küstenstraße durch Jalta, um den Angriff des XXX. A.K. (Armee Korps) im Südabschnitt des Einschließungsringes um Sewastopol zu unterstützen.
Ein besonders schwerer Abschnitt sind die Sapunhöhen. Das Gelände steigt dort auf kurzer Strecke um 300 m an und der Feind sitzt in Deckungen, die von oben geschützt sind. So müssen wir hier in gezielten Flachfeuer die Schießscharten bekämpfen. Erst danach kann die Infanterie die Höhenstufen überwinden.
Am 29.06.1942 um 2.30 Uhr sind alle zur Verfügung stehenden Rohren auf die Sapunhöhen gerichtet und lösen einen so mörderischen Feuerzauber aus, das der Hang bis zur Höhe hinauf in Kürze wie umgepflügt ausschaut, alle ausgemachten Feindnester werden direkt niedergehalten. Ab Tagesanbruch bombardieren und bekämpfen Stukas und Schlachtflieger jede Feindbewegung auf den Plateau. Inzwischen räumen Pioniere die Minen fort. Danach greifen die Infanterie unter Begleitung von Sturmgeschützen und Panzerjägern an und setzen sich innerhalb einer viertel Stunde in den Besitz der Höhen. In den äußersten Landspitzen haben sich die Feindreste zurückgezogen.
Am 04.07.1942 ist die Eroberung der Krim praktisch beendet. Nur ganz unten an der Steilküste halten sich unter Felsvorsprüngen und in Höhlen fanatische Kämpfer auf, sie hoffen wohl, des Nachts von See her abgeholt zu werden.
Alle Soldaten, die unter Generalfeldmarschall Erich von Manstein auf der Krim gekämpft haben, werden mit dem Krimschild ausgezeichnet.
Das Ärmelschild wurde am 25. Juli 1942 zur Erinnerung an die Kämpfe der 11. Armee unter dem Befehlshaber Generalfeldmarschall Erich von Manstein um die Krim von Adolf Hitler gestiftet und konnte an alle Wehrmachtsangehörigen und der Wehrmacht unterstellten Personen verliehen werden, die in der Zeit vom 21. September 1941 bis 4. Juli 1942 an den Kämpfen um die Krim teilgenommen und eine der folgenden Bedingungen erfüllt hatten.
Teilnahme an einer Schlacht
Verwundungununterbrochener Aufenthalt von drei Monaten im Kampfgebiet
Das Abzeichen wurde zur Uniform am linken Oberarm getragen.
Am 26.07.1942 beginnt die Verladung der Einheit des Regiments auf die Eisenbahn in Simferopol und eine Reise mit unbekannten Ziel wird angetreten. Am 03.08.1942 wird die Einheit in Luga/Tossno entladen und in der Umgebung einquartiert. Geplant ist von der obersten Führung, mit den von Sewastopol herangeführten Divisionen Leningrad einzunehmen.
Quelle: Geschichte des Artillerie-Regiment 240 in der 170. Infanterie-Division 1939-1945 / Martin Blanken
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