Wo sind sie geblieben ?

     


 

Kämpfe der 170. Infanterie Division um Heiligenbeil

 

Die 170. Infanterie Division hat den Befehl bekommen, sich unverzüglich nach Zinten in Marsch  zu setzen und dort am folgenden Tag den in den Zintener Stadtwald eingedrungenen Feind anzugreifen und die Frontlinie am Ostrand des Waldes wieder zu schließen. 30 km müssen im Eilmarsch über Lays, Eichholz, Lichtenfeld, Groß Haselberg, Pellen, Stolzenberg zurückgelegt werden. Die Geschütze gehen beim Gut Rosen in Stellung, und  der Kirchturm in Zinten dient als B-Stelle. Nach einem Teilerfolg stockt der Angriff, und die Division muß im Stadtwald zur Verteidigung übergehen. Es beginnt eine Phase ständigen härtesten Einsatzes, "die schwersten und verlustreichsten, seitdem die Division die Stellungen an der ostpreußischen Grenze verlassen hat". In den tief gefrorenen Boden Deckungslöcher und Stellungen zu bauen, ist sehr mühsam. Schmerzliche Verluste durch Baumkrepierer treten auch weiter rückwärts auf. Als nach etwa einer Woche der Russe in der Stadt Zinten eindringt und an der 170. Infanterie Division vorbeizustoßen droht, wird diese auf einer Frontlinie hinter dem Jäcknitz-Bach zurückverlegt. Bei Hermsdorf und Lauenfeld liegen die Feuerstellungen und die Beobachtungen  auf der Höhe nördlich Gut Otten in vorderster Linie.

   

Am 13.2. kämpfte sich der Russe bis an den Stadtrand von Zinten heran. Am gleichen Tag begann er eine Offensivoperation in Richtung auf Mehlsack. Von Mehlsack aus wurden wir kurz vorher in Richtung Zinten mit der Bahn transportiert um den Gegner  dort aufzuhalten. Wir lagen in einer Ziegelei, etwas seitlich gegenüber dem Bahnhof von Zinten, der vom Russen besetzt war. Die HKL verlief zwischen uns und dem Bahnhof  entlang der Geleise. 3 Tage berannte unsere Infanterie den Bahnhof, teilweise unterstützt von deutschen Schlachtfliegern, aber alles vergeblich. Bei Dunkelheit musste alles die Verwundeten bergen, denn am Tage war dies unmöglich.  Etwa am 24.2. wurden wir herausgezogen und erreichten kämpfend Jacknitz - Gut Otten - Hemmersdorf. Am 13. März war nach einem verheerendenTrommelfeuer der Großangriff auf den kleinen Kessel. Wir konnten die Einbrüche der Russen nur mühselig abriegeln und fochten uns über Schönrade, Klein Rödersdorf zurück. Am Abend des 15.3. kam ich mit dem Küchenwagen zu einem Batallion. Der Stab des Btl. lag mit dem Stab des Nachbarbatallions bei Fuchsberge in einer Ziegelei (großer hölzerner Rundbau, der als Trockenraum der Ziegel vorher diente und der mit Stangengerüsten im Innern ausgestattet war). Dieser Rundbau lag in einer leichten Senke, ohne sonstige Baulichkeiten. In diesem 50m im Durchmesser runden Bau waren Laufgräben und kleinere Erdunterstände von etwa 1,20 Höhe. Es lagen darin 2 Batallionsstäbe. Der Küchenwagen hielt vor dem Bau auf der der Front abgewandten Seite. Es begann zu dunkeln und bei dem K.Wagen herrschte Hochbetrieb. Alles in Allem lagen etwa 60 bis 80 Mann in dem Bau. Ich ging mit meinem Funker zum Btl. Führer, der in einem kleinen abgedeckten Loch am Rand des Baues zur Frontseite lag. Es war gerade der Spieß beim Kommandeur, der mit uns auf dem Küchenwagen kam. Der Kdr. sagte, wir sollten etwas warten bis der Spieß das enge Loch verlassen hätte. Ich stellte mein Funkgerät auf den Grabenrand, der zum Unterstand führte und legte mein Gewehr darüber. Wir dösten ein als plötzlich von hinten aus Richtung Küchenwagen ein unbeschreiblicher Feuerzauber aus MP mit Explosivmunition los ging. Durch die vielen Stangen im Raum blitzte es hinten und vorne. Auf dem Bauch rutschend krochen wir beiden Funker aus dem Bau Richtung Front und rannten etwa 100 m weiter. Dort nahmen wir Deckung in einem Trichter und sahen, daß der Iwan von hinten gekommen war. Da kam der Btl.Kdr.  mit etwa 10 Mann angekrochen und wir rannten im Bogen um den Bau nach hinten bis zu einer Straßenkreuzung wo wir Stellung bezogen. Inzwischen war es an der HKL unruhig geworden. Bis zum Hellwerden lagen wir dort, aber aus dem Rundbau war kein Laut mehr zu vernehmen. Es war ein russ. Stroßtrupp von etwa 25 Mann, der durch die deutschen Linien gesickert und die beiden Stäbe ausgehoben hatte. Von den restlichen Leuten sahen wir bis zum Abend, wo inzwischen unsere Linie verstärkt wurde, nichts mehr. Da mein Funkgerät und die Waffen im Rundbau zurückblieben, wurde ich zum Rgt zurückbeordert. Dort kam ich in der Nacht an und erhielt eine neue Ausrüstung und musste zu einem anderen Btl. Dieses Btl. geführt von einem jungen Leutnant, der von einem Lungensteckschuss kaum genesen war, kämpfte sich zurück bis Dösenbruch wo wir am Flügel in einem alleinstehenden Siedlungshaus an der Straße im Keller unser Funkstelle aufbauten.. Wir hatten 3 Sturmgeschütze als Verstärkung bei uns, da die Straße eine wichtige Verbindung war. Die Stellung war am Gartenrand hinter dem Haus. An der Straße, die parallel zur Front verlief, lagen die nächsten Häuser etwa 400 m von unserem Haus entfernt beiderseits der Straße. Wir lagen im Keller, während oben in der nach hinten gelegenen (zur Straße) Stube mehrere Schwerverwundete lagen, die auf einen Abtransport. warteten. Schwere Angriffe, die mit Hilfe der Panzer abgeschlagen wurden. Dabei 5 Russenpanzer abgeschossen.  Rgt. befahl, die Stellung unbedingt zu halten. Der Panzer-.Kommandant meldete, daß sie kurz zurück müssten um aufzumunitionieren. Kritische Situation für die dünnbesetzte eigene Linie. Kaum waren die Panzer weg, kam der Feldwebel unserer Stoßreserve von 5 Mann, die bei uns im Keller lagen, hereingestürzt und meldete, daß die eigene Linie nicht mehr existiere. Die Landser hatten sie eiligst nachdem die Panzer weg waren, verlassen. Die 5 Reserveleute mussten im Garten die Stellung halten. Ich meldete dies dem Rgt. Und bat uns absetzten zu dürfen. Befehl, Panzer kommen, Stellung unbedingt halten. Danach packte ich vorsorglich mein Funkgerät zusammen und verließ den Keller. Der Leutnant, der der letzte mit uns beiden Funkern war,  wollte wissen, warum ich einpacke. Ich erklärte ihm, daß wir wahrscheinlich die letzten seien und wir doch unmöglich mit unseren Pistolen den Russen aufhalten könnten. Wir standen in dem Raum nach hinten in dem die 6 Verwundeten lagen, die unruhig wurden und flehten, sie doch nicht liegen zu lassen. In dem Moment kamen die Panzer von hinten über die Kreuzung (100 m links von uns) und einer rollte vor unser Haus. Der Ltn. sprang aus dem Fenster und lief zum Panzer, dessen Kdr. die Luke öffnete und mit ihm sprach. Vor Verlassen meinte er, er hole vom Panzer Verstärkung und wir könnten die Verwundeten aufladen. Ich sah, wie er auf den Panzer kletterte und dieser im Eiltempo wendete und Richtung Kreuzung verschwand. Als dieser auf der Kreuzung drehte (um nach hinten den abfallenden Weg zu fahren) erhielt er auf sein Hinterteil einen  Panzertreffer und flog in die Luft. Meinen Funker, den ich nicht näher kannte (wir erhielten laufend Ersatz) hatte ich schon vorher gesagt er solle abhauen und rennen. Als der Panzer in die Luft flog, sprang ich aus dem Fenster und begann Richtung nach hinten zu rennen. Es war dies ein etwa 400 m  großes Feld leicht ansteigend, tiefnass und matschig, auf dem schon viele Tote lagen. Oben auf der Höhe stand eine 4 lings Flack, die ununterbrochen in die seitlich von uns gelegenen Häuser feuerte in denen schon Russen waren. Ich rannte um mein Leben, 40 Pfd. auf dem Buckel, auf und nieder, Panzer schossen mit Granaten auf das Feld. Oben winkten die Geschützbesatzung. Ich erreichte den Graben oben und fiel hinein. Die Lungen keuchten und ich brauchte ½ Stunde, bis ich einigermassen zu mir kam. Dann machte ich mich auf den Weg zum Rgt. Stab, der in einem Gebäude des hinter uns liegenden Dorfes lag. Auf dem Weg dorthin, überraschte mich eine Salve Stalinorgel auf freiem Feld, keine Deckung. Dort sah ich zum ersten Mal auf dem Bauch liegend über meinen Arm peilend,  ein Geschoss der Stallinorgel  (Rakete) kurz vor dem Einschlag etwa 10 m vor mir. Abends war ich in Königsdorf beim Stab in einem Keller und es hieß, daß wir uns etwa um Mitternacht absetzten würden. Wir marschierten los und hinter dem Ort stauten sich dann die Fahrzeuge  Wir gingen weiter seitlich des Weges, der voll Fahrzeugen aller Art war. In der Morgendämmerung sahen wir dann die Bescheerung. Soweit das Auge reichte, alles voll Fahrzeugen versch. Art. Straßen, Feldwege,. Überall. Da dämmerte es uns, daß wir unweit der Küste sein müssten und nichts mehr ging. Wir kamen über Rauschnick auf  Romans- Gut in Wagnicken.,. In der riesigen Scheune, war ein Verpflegungslager untergebracht, das ein Intendant mit 3 Bewaffneten hartnäckig verteidigte. Sie gaben nichts heraus. Ich schrieb auf einen Funkzettel eine Quittung etwa: 50 Marschportionen für Nachr.Zug des Rgt. 401 erhalten; und ließ ihn vom Nachr.Offz. unterschreiben und siegeln. So erhielten wir eine schöne Menge Essbares, vor allem Rauchwaren und Schokolade. Ohne Quittung und Befehl gab der nichts heraus. Als plötzlich die Artillerie der Russen deckend lag, war von dem Intendanten nichts mehr zu sehen und die Soldaten leerten die hoch beladenen 3 Laster, die auf dem Hof standen und allerlei Delikatessen geladen hatten. Die Scheune mit Lager stand im Nu in Flammen. Ich erhielt den Befehl, mit meinem Funkkamerraden,  einem Feldwebel namens Karl, der bisher Angehöriger eines Heeresmusikzuges war und auch einmal Funken gelernt hatte, aber jetzt keinen Schimmer mehr davon hatte zu einer Einheit nach Keimkallen zu gehen. 

Quelle: Veteran Ferdinand

 

In der 2. Februarhälfte kehren noch laufend Urlauber zurück und bedeuten zusätzlich Verstärkung. Da der Russe neu ausbaut, herrscht in den letzten Februarwoche vorrübergehend Ruhe. Am 1. und 2.3.1945 greift der Russe wieder mit allem, was verfügbar ist und mit seiner Luftwaffe an. Unter großen Verlusten für ihn und geringen eigenen wird der Ansturm abgewehrt. Das Wetter ist wechselhaft, am 1.3.1945 wie im Frühling, am 2.3.1944 Schneesturm und eisige Kälte. "Der Beobachter meldet, das der Russe knapp westlich Zinten Geschütze in Stellung bringt, die Entfernung von der B-Stelle beträgt ungefähr 3 km. Die 170.Infanterie Division kann nichts machen, da die wenige Munition für den Ernstfall gespart werden muß. Wegen unklarer Front geraten einige Soldaten in Gefangenschaft. Am 10.3.1945 herrscht noch Ruhe. Astarte der feind seinen Angriff.

"Der Russe bestürmte den Kessel um Heiligenbeil vom Osten, Süden und Westen mit übermäßig starker Artillerie, ständige Panzerangriffen und laufendem Einsatz seiner Luftwaffe. Die Frontlage ändert sich von Stunde zu Stunde, so daß häufig selbständiges Handeln - bis zu den Zugführern bestimmend ist, um ein Durchbruch des Feindes zu verhindern, kleine Einbrüche lassen sich nicht immer vermeiden, zum Bereinigen fehlt die Kraft. Jeder, der tagsüber unterwegs sein muß, ist größten Gefahren ausgesetzt. Die verworrene Lage und die starke seelische Belastung durch die Hilfslosigkeit den Flüchtlingen gegenüber führt nicht selten dazu, daß junge Offiziere einen Nervenzusammenbruch erleiden und in ihrer Kopflosigkeit an das vermeintliche Ufer am Frischen Haff laufen. Im Uferabschnitt Balga bis Kahlholz türmen sich unter der Steilküste defektes Kriegsgerät und Hunderte von verendeten Pferden, dazwischen um Hilfe rufende Verwundete, die zum Teil auf tote Kameraden liegen. Je kleiner der Kessel um Balga/Kahlholz wird, bleibt - nach Sprengung der Geschütze wegen Munitionsmangel - die Aufstellung von Kampfgruppen innerhalb des Artillerieregiment die letzte Möglichkeit, eine Absicherung  des Restkessels zu gewährleisten. Versorgungseinheiten und Stäbe kämpfen längst mit dem Gewehr in der Hand. Die seit Jahren erprobte Zusammenarbeit zwischen der Artillerie und den Grenadieren hat in  den letzten Wochen zu einer Kampfgemeinschaft Schulter an Schulter geführt. Ein echtes Beispiel für diesen Zusammenhalt ist es, daß das Grenadier Regiment 401 nach Ausfall seiner letzten Kommandeure den Divisionskommandeur darum bitten, den II. Abteilung Kommandeur Major Tietz zu Regimentsführer zu bestimmen. Der mit dem Ritterkreuz an der Newa ausgezeichnete Leutnant Volkmann fällt als Führer des Füsilier Batellion 170 am Fuchsberg. Die II. Abteilung übernimmt Hauptmann Wunsch - er fällt bei Hoppenbruch, Nachfolger wird Hauptmann Wilhelm Lange. Der so in Not gebildeten Abrieglungsfront ist es zu verdanken, daß ein ständiger Abtransport von Verwundeten und Divisionsangehörigen von Balga aus zu Frischen Nehrung erfolgen kann. Der Transport über das Haff ist meist nur nachts möglich, weil die feindliche Luftwaffe am Tage jedes Boot und jedes behelfsmäßige Floß angreift. Am 25.3.1945 werden in den Stellungen weitgehend alle Geräte vernichtet und danach die letzte Feuerstellung ostwärts Rosenberg gezogen.

   

Keimkallen war ein kleiner Ort, der auf dem Höhenrücken vor der weiten Ebene zur Küste liegt.. Vom Gut führte eine tiefe Schlucht von etwa 1 1/2  km Länge an Keimkallen vorbei in die Ebene vor der Küste. Luftlinie etwa 3 Km zur Küste lag eine etwa 800 m breite und 10 m hohe Sanddüne, die weiß aus dem Grün der Wiesen leuchtete, wie eine Fata Morgana. Von der Schlucht ging eine Seitenschlucht ansteigend nach Keimkallen, wo ein Alarmbatallion von lauter alten Trossleuten lag. Auf der Höhe zur Schlucht (letztes Haus an der Schlucht) stand ein Siedlungshäuschen, in dessen Keller der Btl. Kdr. und Gef.Stand lag. Die HKL war etwa 100 m entfern hinter den Gärten. Das Haus selbst hatte schon mehrere Treffer und der Keller war mit dicken Balken abgestützt. Hinter dem Haus am Rand des Hanges war ein hoher Heustadel um den rundum ein Laufgraben war. Wir buddelten uns von dem Graben ein Stück in die Mitte unter das Heu, wo wir die Funkstelle aufbauten. Karl, ein prima Kumpel, meinte, daß er hier uns verteidigen könne. Ich soll funken, er schießt. Der Iwan griff pausenlos an, vergeblich. Die alten Obergefreiten der Trosseinheiten hielten auf Teufel komm raus. Gegen Abend musste ich zum Rgt. Karl sagte, er käme nicht mit, sondern er bliebe bei den Kameraden und kämpfe mit Ihnen. In der Schlucht angekommen, die übrigens ständig unter starkem Ari-Feuer lag und hohe Verluste mit sich brachte, traf ich das Rgt. beim Rückzug. Ich wurde mit einem neuen Funker angewiesen, bei einem neuen Btl. zu bleiben. Wir lagen in einem sumpfigen Wiesengelände etwa 500 m vor dem Höhenzug bei Großhoppenbruch auf freier Fläche wie auf dem Präsentierteller. Hinter uns in der Ferne die Düne. Der Btl. Kdr. meinte, was wir denn hier tun würden. Ich sagte, wir seinen die Rgt. Funker und wir würden die Verbindung zum Rgt. herstellen. Er meine, er brauche hier keine Verbindung mehr, denn dies sei ein Himmelfahrtskommando. Wir sollen uns zum Rgt. scheren. Wir krochen, da es inzwischen zu dämmern anfing, im Wassergraben des Feldweges  Richtung Düne. Kaum dort angekommen, am Fuße waren rundum Laufgräben, setzte Ari und Infantriebeschuss ein. Wir krochen über die sich im Graben hinlegenden Landser um die Düne. Dabei kam mein Funkgerät auf dem Rücken über den Grabenrand. Auf einmal erhielt ich einen Schlag, der mich im Graben flach hinhaute. Als ich mein Funkgerät abschnallte, sah ich, daß es von einem Scharfschützen getroffen war. Die Landser grinsten u. meinten, sie hätten schon darauf gewartet, wie lange ich noch heil bleiben würde. Sie hatten mir verschwiegen, daß sie unter Scharfschützenbeschuss lagen. Der Stab des Rgt. lag hinter der Düne unter einem zerschossenen Personenzug. Neben Trommeln der Ari, hatten wir tagsüber ständig Fliegerbeschuss mit Bomben und Bordwaffen. In der Nacht schwenkten wir Richtung Gr. Hoppenbruch – Rensegut.. Es war in der Nähe von Balga, alle Landser hatten die Nase voll, man hoffte in Sichtweite des Meeres, Nacht für Nacht , daß sie uns raus holen würden, aber immer wieder wurde es Tag, der Iwan trommelte pausenlos, und bei Dunkelheit die von einem  Leuchtkugelfeuerwerk erhellt wurde, torkelten die Iwans besoffen und grölend durchs Gelände, die von den eingebuddelten und übrig gebliebenen Landsern mit Spaten und wenn noch vorhanden Gewehrkolben niedergeschlagen und ihrer Waffen beraubt wurden. Die Iwans glaubten abends immer, es wäre keiner mehr da. Die Landser krallten sich verbissen in den letzten Meter Boden, denn es hieß, daß noch viele Verwundete am Strand auf ihren Abtransport warten würden. Die Kähne und kleinen Boote konnten nur nachts Verwundete transportieren, denn am Tag wurden sie von den pausenlos angreifenden Flugzeugen beschossen.Nur so war es begreiflich, daß die wenigen Landser, z.T. ohne Waffen und Munition  diese Tage aushielten. In der Nacht zum 27.3. kamen wir  kurz vor Balga auf eine  Straße die durch eine Senke (Damm)  von Gr.Hoppenbruch nach Balga führte. Hinter uns sahen wir in Küstennähe auf einer Anhöhe Flakgeschütze, die ihre Rohre  gen Himmel reckten, (waren unbrauchbar). Wir warteten auf der Straße liegend, bis wir vom Kdr. Weisung erhielten wohin es gehen sollte. Als es dämmerte, konnte man auf der Höhe bei den Flakgeschützen sehen, daß Leute hin und her gingen. Plötzlich kam aus dem Gebüsch, das etwa 400 m vor uns lag, ein Feuerzauber aus Do-Werfern, die über unsere Köpfe hinweg auf die Flakgeschütze zielten und dort einschlugen. Es waren dies deutsche Beutegeschütze, die von den Russen gegen uns eingesetzt wurden. Die ÖL-Flammgranaten erzeugten eine Druckwelle, die das brennende Öl in einer Feuerkaskade über eine Fläche von etwa 50 qm versprühte und den Boden schwärzte. Anscheinend hatten die Russen gemeint, die Geschütze seien noch feuerbereit und die huschenden Gestalten gesehen. Wir mussten uns auf dieser Höhe einbutteln, wozu keine Zeit mehr blieb, den nun begann das Trommelfeuer, das bis zum Dunkelwerden anhielt. Ich fand in der Nähe der Flakgeschütze    einen Unterstand (Loch 2,50 x 2 m. 1 m Tief, abgedeckt mit Brettern und darüber etwa 50 cm Erde – zum Splitterschutz. Vorn am Eingang (Mannsbreit war ein etwa 1.50 m tiefer Graben. Das Loch war mit 5 Mann wie Sardinen belegt, nur am Fußende war der Graben noch frei, Trotz Protest klemmte ich mich seitlich in diesen Graben an den Füssen der 5, die mir nicht bekannt waren, legte meinen Kopf auf den Stahlhelm und stapelte mein Paket Zigaretten, das ich in der Bluse (Tarnbluse) bewahrte vor mich zwischen die Beine des ersten Mannes, zündete mir eine an und rauchte Zigarette um Zigarette (immer an der Kippe) bis zum Abend. Es trommelte unaufhörlich und man war so aphatisch, dass man die Einschläge, die ganz in der Nähe lagen wohl registrierte aber einen kaum berührten. Es kam eine unheimlich Ruhe über mich. Ich hatte als Funkgerät nur noch den Batteriekasten, der geleert, mir als Schwimmhilfe dienen sollte, denn wir waren festentschlossen, in dieser Nacht zu versuchen über das Haff zu schwimmen. Als es dunkel wurde und das Trommeln aufhörte, rief jemand laut meinen Namen (man nannte mich bei dem Rgt. „Alfons“ – ich bekam früher immer viele Post von meinem Bruder Alfons und die Norddeutschen fanden diesen Namen so wunderlich, dass sie mich Alfons nannten) Ich zwängte mich aus meinem Loch, schulterte den leeren Funkkasten auf den Rücken und hetzte ein paar Landsern, die in der Dunkelheit verschwanden nach. Es war ein alter Kamerad, der beim Stab war und der mit einem Hauptmann vom Rgt. und 5 Mann unterwegs war. Er sagte mir, komm mit es geht auf die Schiffe. Wir kamen bis Balga. Von dem Ort war kaum noch etwas übrig, eine Kraterlandschaft von Bombentrichtern, Fahrzeugen, Gebäudeteilen und der gleichen Am Ortsrand verteilte er die 5 Mann in Löchern und sagte, daß sie den Rückzug decken sollten. Mich befahl er mit dem Funkgerät in die Burgruine die etwa 30 m oberhalb des Küstenhanges lag. Dort im Geröll, war der Div.Kommandeur mit der Funkstelle der Division. Er sagte mir, ich solle mit dem Funkgerät schon an den Strand gehen, denn es kämen Schiffe die uns holen würden.  Es war die Frühe des 28. März als 3 Sturmboote und 1 Brückenfähre (2 Pontons mit einem Brückenteil, die von Aussenbordmotoren betrieben wurden) anlegten und uns aufnahmen. Die Pioniere drängten auf Aufbruch, denn durch die lange Fahrzeit würde unweigerlich  ein Teil der Strecke bei Tageslicht stattfinden müssen und das wäre unser Untergang. Der Div.General ließ sich nicht beirren und wartete noch einen kleinen Stoßtrupp ab, der in den Ruinen noch nach Verwundeten Ausschau halten sollte. Sie trafen jedoch ohne solche ein und bestiegen die Sturmboote. 

Quelle: Veteran Ferdinand

   

Zeitliche Orientierung durch Heiligenbeil.

13.3.1945 Rödersdorf,    Gehöft westlich Fuchsberg - 14.3.1945 Fuchsberg,    Quilitten - 15.-17.3.1945 Quillitten,    Gnadenfeld - 19.3.1945 Schneckenberg,    Strand nördlich Follendorf - 26.3.1945 Wald südlich Balga - 27.3.1945 Schloß Balga Schloß Balga und Verladen nach Strauchbucht (Nehrung) - 29.3.1945 - 2.4.1945 Waldhaus Strauchbucht - 3.4.1945 Strauchbucht,    Kahlberg/Liep - 4.4.1945 Kahlberg/Liepe,    Waldlager westlich davon 6.-7.4.1944 Waldlager Kahlberg /Liep - 8.4.1945 Waldlager und km 37,5 - 9.-12.1945 km 37,5 - 13.4.1945 bis Anfang Mai Neukrug - 6.-7.5.1945 nach Hella übergesetzt - 11.5.1945

   

In der Nacht zum 28.3.1945 beginnt an der Küste die Verladung auf Fährprähme. Bange Stunden sind es. Die letzte Kampfgruppe von etwa 40 Mann besteigt im Morgenrauen des 29.3.1945 eine kleine Kampffähre, die nachts noch einmal Balga anläuft ohne den Befehl dazu zu haben. Als sie ablegt, setzt dichter Nebel ein, der sich erst auflöst, als der Küstenstreifen der Frischen Nehrung in Sicht kommt. Nach dem Übersetzen der Russen von Pillau nach Neutief werden die auf der Nehrung gebildeten Riegelstellungen zunehmend stärker angegriffen. Da erfreulicherweise genügend Munition vorhanden ist, kann durch Speerfeuer ein Überrollen der Riegel vermieden werden. Schwere Geschütze - bis zu 21 cm Mörser - belegen das rückwärtige Gebiet bis Neutief mit Störungsfeuer. Bei der Riegelverteidigung entstehen kritische Situationen, als vom Feind vorgeschickte Agenten in deutschen Offiziersuniformen unserer Nachhuten Rückzugsbefehle geben. Diese gefährliche Irreführung läßt sich kaum erkennen, da sie schnell bebildeten Einheiten ihre eigenen Offiziere kaum kennen. Trotzdem erfolgt ein geordneter Rückzug und wird dem Russen bis zum 6.5.1945 hinhaltender Wiederstand geleistet. An diesem Tage beginnt der Anfang der Nehrung die Herauslösung der 170. Infanterie Division und die Übernahme des Frontabschnittes durch die 7. Infanterie Division. Im Fußmarsch wir Nickelwalde erreicht und in der Nacht vom 6.-7.5.1945 das Übersetzen der Divisionseinheiten zum Kriegshafen Hella vollzogen. 

Der Kdr. grüßte noch miliätrisch und wir verließen als letzte Ostpreußen Richtung Nehrung. Unsere und der Pionier Sorge wurde ledig, als kurz nach Abfahrt wir in einen dichten Nebel gerieten, der auch den ganzen Vormittag anhielt. Er war so dicht, daß wir die vorges. Anlegestelle auf der Nehrung verpassten und etwa bei Km 23 landeten. Als wir auf dem Brückenteil standen (Es waren insgesamt 43 Mann, die als Letzte herauskamen), der Nebel einsetzte und ausser den Tuckern der Aussenbordmotore nichts zu hören war, überkam uns eine Ruhe und die Ungeheuere Anspannung der letzten Tage machte einer Leere Platz und plötzlich meldete sich der Hunger, denn wir hatten in den letzten Tagen keine Verpflegung mehr erhalten und kaum was gegessen. Wir malten uns aus, daß uns auf der Nehrung unser Spies empfangen würde und wir unsere Bäuche mit einer schönen warmen Suppe vollschlagen würden. Gegen 9 kamen wir bei Km 23 an. Die Nehrung ein unwirtliches schmales Eiland, Sand und Kieferbäume, etwa 1 Km breit und von Neutief gegenüber Pillau bis in die Nähe von Danzig sich erstreckend barg kaum etwas Essbares. Wir erhielten aus einem auf offenem Feuer stehenden Einmachtopf einen Trinkbecher, warmer Pulvermilchsuppe. Am Nachmittag kam dann der Spieß nur mit einer Aktentasche und erklärte uns, daß die Tasche das Einzige sei, was der Stab noch besitze, alles andere wäre bei Follendorf auf der anderen Seite stehen geblieben. Das Rgt. sammelte sich bei Km 32 Die Nehrung war durchzogen von einem Knüppeldamm der von Neutief bis Danzig reichte und dieser war von Km Schildern (beginnend bei Neutief)  gesäumt und kenntlich gemacht. Sonst hätte man ja keine Orientierung gehabt, da ausser dem Damm nur Wald und Sand war und kein größeres Dorf. Es war Ostern und es regnete und wir froren erbärmlich in den Laubhütten (Hütten aus Stämmchen und Kiefernreisig zur Tarnung) und hatten tierischen Kohldampf und kaum etwas zu essen. In den ersten Tagen bekamen wir 1 Scheibe warmes Kommissbrot und ein kleines Stück rote Pferdemettwurst. Alle nicht benötigten Pferde wurden geschlachtet. Wir standen tagsüber an der Meeresküste und versuchten zu fischen. Es wurden aber nur tote Fische angeschwemmt und machmal schwammen auch Büchsen auf dem Wasser von versenkten Schiffen. Der Strand war von Schweröl total verseucht. Wenn es hieß, bei Km liegt ein toter Gaul (Pferde hatten ja auch nichts zu fressen und waren rappeldürr die jederzeit zusammenzubrechen drohten.) rannte alles hin, und man war froh einen Hautfetzen zu ergattern. In der Nähe von uns lag eine Arti-Einheit, die schon früher auf der Nehrung war und über alles reichlich verfügte. Wir schlichen ständig um diese Einheit und hofften etwas zu ergattern. Ich verscherbelte eine schöne Walter PPK für eine Dose Tomatenmark, die ich heisshungrig auffraß. Bei dieser Misere plante unser Pi-Zug,. einen Gaul bei der Ari, die nachts bewacht wurden, zu klauen. Tatsächlich gelang es in der Nacht zum 15.4. einen Gaul zu klauen, der sofort geschlachtet und in Stücke zerlegt wurde. Ein organisierter Fleichwolf begann seine Tätigkeit, zuerst der Pi-Zug, der ja den Gaul geklaut hatte. Gegen 10 Uhr waren wir an der Reihe und malten was das Zeug hergab. Ohne Salz und Gewürz wurden Bouletten auf Blech gebacken und verspeist. Um 12 Uhr, mitten in unserer Mahlerei, kam der Befehl zum Abmarsch. Wir packten unsere Kochgeschirre voll Pferdemett und marschierten über den Knüppeldamm, bzw. daneben Richtung Neutief. Abends kamen wir dort an und schliefen in den Keller der Kasernen und setzten am  Morgen über nach Pillau (Meerenge etwa 800 m breit) Durch Pillau, das stark zerstört war ging es Richtung Lochstädt. Obwohl wir Ende März beim Übersetzen auf die Nehrung geschworen hatten, daß für uns der Krieg vorbei sei, und wir durch nichts mehr zu bewegen seien, noch einmal anzutreten, denn wir hatten ja tagelang am eigenen Leib erfahren, wie weit es mit den Versprechungen unserer Oberen bestellt ist. Trotzdem sind wir förmlich nach Pillau gerannt, denn die hinter uns liegenden 14 Hungertage ließen alle Vorsätze vergessen, Pillau, eine Stadt und da gibt es Essbares, war für uns wie eine Fata Morgana. Pillau durchstreifend, ergatterten wir einen herrenlosen Panjewagen, einen umherstreunenden Gaul, dem wir mit  herumliegenden Fernsprechkabel Trense und Zaumzeug bastelten und so etwas Fahrbares mit uns führend durchsuchten wir herumstehende Fahrzeuge, Häuser u.a. nach Essbarem. Im Wald vor Pillau ankommend hatten wir auf unserem Panjewagen, 1 Ztr. Mehl, mehrere Kg. Zucker, Eipulver, Packtaschen aus Lkw. Mit Brot und Dosen. Alles in allem eine Verpflegung für uns 5 Mann des Funktrupps für 14 Tage. Im Wald mußten wir rasten, denn die Flugtätigkeit des Iwan war sehr stark. Die Festungsartillerie und Flakbaterien der Festung Pillau orgelten ununterbrochen in die Aufmarschräume des Iwans bei Fischhausen nördlich Lochstädt. Dort schnürte ein Panzergraben die Landzunge nach Pillau aus Samland ab, der nun mit allen Reserven voll bepackt wurde. Wähend der Rast im Walde buck ich im Schützengraben, die überall schon vorher gebaut waren, aus Mehl, Zucker und Eipulver Pfannenkuchen in Mengen. Gegen Abend rückten wir vor nach Neuhäusel - Lochstädt, mitten im Wald an einer Stelle, wo vorher eine Panzerinstandsetzungskompagnie lag. Es standen im Gelände ausgediente Panzer und Panzerfahrzeuge. Der Wald war um uns herum mit riesiegen Stapeln von Munitionskisten gespickt. Etwa 200 m seitlich von uns war der Festungsbereich (Vorfeld) von Pillau mit unzähligen, aneinandergereihten halbrunden Hangars (ganze Straßenzüge) die mit Munition, Gerät, Fliegerbomben, Raketen (Do-Werfer) und dergl. gefüllt waren. Die Unterstände, von den Inst.Kompagn. gebaut, waren leichte Erdbunker, halb unter halb über der Erde mit dünnen Baumstammdecken von ½ m Dicke.  Wir bezogen unsere Funkstelle in einem solchen Bunker, neben dem etwa 5 m entfernt, ein kleinerer Unterstand, in dem derRgt. Kdr. lag. Wir erfuhren, dass etwa 2 km nach vorn bei Lochstädt ein Verpflegungslager sei, das geräumt werde. Wir fuhren die ganze Nacht mit unserem Panjewagen alles bei was beizufahren war und bauten alles um unseren Bunker auf. Der Flugzeugbeschuss tagsüber hatte uns gezeigt, daß unser Bunker nicht splittersicher ist. Deshalb verstärkten wir die Decke und seitenwände mit Panzerplatten, die wir von den herumstehenden Panzern (Seitenschilde) abmontierten und mühselig anschleppten. Hinzu kamen Kistenweise Büchsen (Käse, Fleisch, Wurst u.dergl.)  Das einzige Fenster über der Erde vorn neben dem Eingang sicherten wir mit 2 großen Fässern (100 Kg.) die mit Marmelade gefüllt waren. Bis zum Abend des 19.4. war ausser der russ. Lufttätigkeit am Tage kein Ari-Beschuss des Iwans zu hören. Lediglich unser Festungsari ballerte ununterbrochen in den russ. Aufmarschraum. Auf der Nehrung hatten wir als Ersatz auch einen Ogefr. aus Fraulautern erhalten, Walter Kohl, der in Zivil bei der Röchlingbank beschäftigt war. Nun hatte ich wenigstens wieder einen Landsmann. Walter musste zum Btl. wo er eine Funkstelle vorn im Panzergraben aufbaute. Der 20. April (Führergeb.Tag) nahte und noch vor hellwerden setzte ein mörderisches Trommelfeuer des Iwan ein und pausenlos war die Luft voller Flugzeuge, die auf alles schossen was sich bewegte. Ich saß vorn am Tisch, auf dem das Funkgerät stand und der unter dem Fenster stand. Ich ging auf Empfang und Walter meldete eine starkes Feuer und große Verluste in der Bereitstellung. Alle 8 Mann im Bunker, saßen auf der unteren Pritsche an der Wand hinter mir. Als das Trommelfeuer näher kam, rutschte ich auf den linken A-.Backen und bückte mich neben den Tisch auf Tischhöhe. Ich wusste, daß unsere Decke, bei der geringsten Belastung einstürzen würden und hoffte, daß der Tisch, die Balken abfing und ich so nicht von der Decke getroffen werde. Beim Bücken guckte ich auf das Fenster nach oben, ein Blitz, den Knall hörte ich nicht mehr, denn ich flog irgendwohin und kam zu mir, die Engel im Himmel pfeifen hörend, sah durch die Trümmer und den Staub einen Lichschimmer und buddelte mich durch das Gebälk zum Licht, rannte in den Bunker zum Kdr. Ich mußte einen fuchterregenden Eindruck hinterlassen haben, denn jetzt merkte ich, daß ich im Gesicht blutete, meine Uniform total verklebt und verdreckt war. Was ist passiert! Ich sagte noch Volltreffer auf unseren Bunker. Der la verband mir das Gesicht und sagte ich solle versuchen in einen der Hangars zu gelangen. Dort sei eine Sani-Stelle. Ich brauchte für die 300 m etwa 2 Stunden. Von Loch zu Loch robbend. Jede Bewegung wurde mit einer Bordwaffensalve von Schlachtfliegern beantwortet. Ich erreichte den Hangar mit der Rot Kreuz Fahne, wo ein Sani mir die Nase verband, die unten aufgerissen war und fürchterlich geblutet hatte. Als der Schlachtlärm sich gegen Abend gelegt hatte und die Lufttätigkeit eingestellt wurde, rannte ich zu unserem zerstörten Bunker um meine Packdtasche, die ich schon Tage vorher eingedenk des früheren Hungers mit einer Notration gepackt hatte und unter gar keinen Umständen entbeeren wollte. Ich sah, daß ein Geschoss der Stalinorgel den Pfosten zwischen dem Fenster getroffen hatte, die Marmelade sich über uns gespritzt wurde und der Bunker lediglich vorn abgesackt war und die Balken z.Z. auf dem Tisch lagen. Vom Funkgerät darauf war nichts mehr zu sehen. Ausser mir und einem Uffz. Der neben der Tür saß und ein Ohr verlor, war niemand verwundet worden. Ich fand neben dem Tisch meine Packtasche mit Esswaren und Rauchwaren und fuhr in der Nacht mit dem Küchenfahrzeug in die Festung Pillau, wo in den Kasematten ein Feldlazarett eingerichtet war. Großes Gedränge, total überfüllt, man stolperte förmlich über Tragen und Liegen und Stellagen voller verwundeter Soldaten. EinSani verpasste mir eine Tetanusspritze und ich kam in eine n unterierdischen Raum mit 16 Betten mit Leichtverwundeten. Dort blieb ich 3 Tage, wobei ich für die Kameraden immer die Nachrichten in einer Stube mit Schiffskapitänen  die ein Radio hatten im Steno aufnahm.Am 4 Tag wurden wir eiligst mit Bus zum Hafen gebracht wo wir in einen Raddampfer verladen, der unter starkem Ari-Beschuss nach Neutief übersetzte. Nach Übernachtung im Keller der Kaserne machten wir zu 5. (gehfähige Verwundete) uns auf den Weg über den Knüppeldamm Richtung Kalberg (ungef.42 KM.) Ich wollte zu unserem Tross, der bei Km 32 lag. Wir kamen schlecht voran und nach einer Übernachtung in einem Erdloch hielt ein Kettenhund, dem wir unsere schwierige Lage geschildert hatten einen Lastzug an, der über den Knüppeldamm von Neutief nach der Danziger Bucht unterwegs war  (Lastzug mit offenem Anhänger der Reichsbahn, beladen mit leeren Bezinfässern. Wir kletterten auf den Anhänger und standen zwischen den Bezinfässern.Hätten wir doch geahnt, was uns erwartet, wären wir zu Fuß gelaufen . Das hoppeln auf dem Knüppeldamm, der Krach der leeren Fässer, die auf und nieder hüpften, unbeschreibliche Tortur. Unser Schreien konnte der Fahrer nicht höhren und so kamen wir in Kahlberg mehr tot als lebendig an. Dort hielt der Wagen. Auf der Wiese eines halb zerstörten Hotels, jetzt Feldlazarett, besah sich ein Unterarzt meinen umgehängten Zettel. Ich erklärte ihm, daß ich zurück zu meinem Tross wolle. Er sagte, nach Abzeichnung des Zettels, ich solle mich an die Anweisungen halten. Am Abend bezogen wir eine halb zerstörte Strandhalle auf der Seeseite, die voll mit Verwundeten auf Matratzen belegt war. Um 2 Uhr nachts weckte mich jemand und befahl, daß wir sofort zum Strand gehen sollten. Dort sahen wir eine Kampffähre der Marine, die sich schnell mit Verwundeten und auch noch einigen Zivilisten füllte. Dann sah ich wie sie blinkten und sich in Bewegung Richtung Meer setzten. Es war eine Flotille von etwa 6 Booten, die bei Kahlberg anlegten und Verwundete und Zivilisten aufnahmen. Gegen Morgen liefen wir in den Hafen von Hela ein, ankerten aber nebeneinander mitten im Hafenbecken, während die Mole ringsum schwarz von Soldaten und Zivilisten war, die auf einen Abtransport warteten. Der Chef fuhr mit einem Motorboot an Land, kam nach einiger Zeit zurück und die Boote fuhren aus dem Hafen in Richtung Meer. Vor Hela lag ein Handelsschiff, das ununterbrochen von kleinen Zubringerschiffen mit Ladeplattform Schwerverwundete übernahm. Die Leichtverwundeten mussten auf der Jakobsleiter an Deck klettern. Wir wurden in den Bauch des Schiffes verfrachtet, unterstes Deck des Frachters. Aus Kistenbrettern und Bohlen waren 3 bis 4 Stöckige Pritschen gezimmert die voll bepackt mit Verwundeten lagen. In die Decks führte von der Luke aus eine dicke Bohlentreppe. Als ich merkte, daß unsere Kerze unten kaum noch brannte und wir schwitzten wie in der Sauna, ging ich an Deck und versuchte hinter einem Aufbau noch ein Plätzchen zu ergattern. ES war unter der 4lingsFlak, die auf dem Frachter zur Luftabwehr installiert war. Gegen Abend setzte sich unser Frachter vorab ein Minensucher und 2 kleine U-Jäger in Bewegung. Die See war ruhig und sternenklar. Es gab verschiedenlich U-Boot Alarm, denn ich merkte, daß das Schiff von geradeausfahrt in Zickzackkurs überging und die U-Jäger wie wild umherkreuzten. Vor Swinemünde stoppte der Kahn und ich sah die Lichtfunkzeichen die unserem Schiff gegeben wurden. Es war ein verschlüsselter Text, die sonstigen Lichtzeichen konnte ich als Funker gut verstehen. Nach Bestätigung durch unser Schiff, setzte sich dieses in Bewegung drehte scharf nach Nord und erreichte in der Nacht entlang schwed. Hochheitsgewässer (die hellerleuchtete Küste und Städte boten eine ungewohntes Bild) am frühen Morgen Kopenhagen, wo wir hinter der U-Bootsperre auf Reede liegen blieben. Am nächsten Morgen fuhren wir in den Hafen und ankerten in der Molo gegenüber dem Kreuzer Prinz Eugen. Wir wurden ausgeladen und in einem Lagerschuppen auf Stroh gelegt. Dort hörten wir im Radio die Meldung, daß unser Gröfaz (größte Feldherr aller Zeiten – gemeint Adolf der Führer) in Berlin den Heldentod gefunden hat. 

Quelle: Veteran Ferdinand

   

In einem Gewaltmarsch von Goldap bis Mohrungen, in der Nähe von Elbing, stieß dort unsere Division in die Flanke der 90. russischen Division und schnitt sie für einige Tage vom Nachschub ab. Das war dann aber auch alles, denn bald wurden wir zurückgeschlagen. Am 25.01.1945 griffen wir, die 4. Armee (28. Jäger Division, 131. und 170. Infanterie Division) bei eisiger Kälte, 25° C, an und wollten unter Mitnahme aller Verwundeten und der Bevölkerung bis Elbing durchbrechen. Es sollte ein Ausbruch aus dem Kessel sein. Über vierzig russische Panzer wurden abgeschossen und trotzdem blieb nach 2 – 3 Tagen unser Angriff liegen. Damit war endgültig unser Schicksal im Kessel besiegelt. Es folgten verlustreiche Rückzugskämpfe über Heilsberg, Mehlsack in den Raum Braunsberg, Heiligenbeil bis Balga. Der Kessel von Heiligenbeil! Wir waren nur noch 100.000 Mann und der Ring um die 4. Armee wurde von Tag zu Tag enger. Erst als die Russen Ostpreußen schon gänzlich umfasst hatten, gab erst der Schweinehund Gauleiter Koch den sinnlosen Räumungsbefehl. Das waren die schleimigen Windhunde und Trabanten Hitlers – der letzte Dreck der Menschheit. Aber alles Fluchen war jetzt zwecklos. Und dennoch liefen jetzt noch genug Denunzianten umher, die einen bei der kleinsten Bemerkung gegen die Nazis oder den Krieg an den Galgen brachten. Bis zur letzten Stunde noch wurden zahlreiche Menschen, darunter auch viele Soldaten, zur Abschreckung ohne Verurteilung aufgehängt. 

Bei Heiligenbeil (Balga) wurden wir erstmals von einem amerikanischen Bomberverband mit einem Bombenteppich belegt. Den Weltuntergang stelle ich mir angenehmer vor. Wir hatten viele Tote und Verwundete, mein Freund Haselhorst aus dem Rheinland war auch dabei – noch so ein Bombenteppich und dann „Gute Nacht“. Die vielen Verwundeten brachten wir von Rosenberg über das Haff nach Pillau. Wir lagen hier unter schwerem Beschuss. Der Kessel wurde kleiner und wir mussten Heiligenbeil und Rosenberg aufgeben. Wie viele Kameraden waren hier in Rosenberg unter Selbstaufopferung beim Verladen der Verwundeten noch gefallen? Die Kompanie zog sich zurück über Follendorf nach Balga. Mit zwei Kameraden musste ich unter starkem Beschuss Deckung in einem Bunker suchen. Durch einen Schlitz sahen wir unten den Iwan. Anscheinend hatten sie unseren Bunker entdeckt und uns unter mörderisches Feuer genommen. Zunächst wollten wir bei diesem Feuer Schluss machen und uns ergeben. Wir bekamen mehrmals eins aufs Dach. Nun reichte es mir aber, ich wurde wütend und sagte: „Ab geht´s, so oder so, es ist egal“, und sprang raus in den nächsten Bombentrichter und der zweite Kamerad hinterher. Der letzte Kamerad blieb zurück, seine Nerven machten nicht mehr mit, er hat sich erschossen. Wahnsinniger Durst trieb mich noch einmal runter zum Haff. Ich glaube, es schmeckte salzig, obwohl behauptet wird, das Haff habe Süßwasser. Ich sah einige Leichen schwimmen, auch Pferdekadaver, es war der Untergang einer Armee – nein, immer noch nicht! Viele Verwundete lagen ohne jede Hilfe da und konnten nicht versorgt werden. Sie riefen ständig ihre Feldpostnummer oder Einheit und wenn ein Kamerad von dieser Einheit vorbei kam, half er bei diesem Beschuss todesmutig. 

Noch nie habe ich im Übrigen so viele Generäle wie dort auf einem Haufen gesehen. Hier fiel mir der treffende Ausspruch ein: Mit Mann und Ross und Wagen hat sie der Herr geschlagen. Und Ross… ja, zum Schluss mussten wir noch sämtliche Pferde erschießen, sonst hätten sie uns in ihrer Panik bei der Enge zertreten, besonders wenn die Einschläge krachten. Im Kopf war ich noch einigermaßen klar, was nicht selbstverständlich war. Aber mir war bewusst, dass ich mich bei einer schweren Verwundung erschießen würde. Das Elend war doch zu viel! In dem Durcheinander hatte ich mit meinem Kameraden die Einheit verloren. Jetzt bekamen wir von allen Seiten Feuer. Das Chaos war unbeschreiblich. Am 28. März 1945, bei stark bedecktem Himmel, gelang es mir endlich, mich auf eines der letzten Boote zu retten und landete bei Pillau auf der Nehrung. Bald fand ich auch die Reste der Kompanie. Der Chef wollte mich vor das Kriegsgericht stellen lassen, weil ich mit einigen Leuten verschwunden war. Das hätte das Todesurteil für mich bedeutet. Natürlich gibt es in einem Krieg tausend Möglichkeiten, die Welt zu verlassen. Aber der Spieß und mein Freund Manfred Hauschild hatten dem Chef diesen Blödsinn ausreden können. Aber solche Hurra Heinis gab es noch viele bis zum Schuss, sogar noch in Gefangenschaft. Ich hatte mir damals ernste Gedanken gemacht, bevor ich vor das Kriegsgericht muss, erschieße ich erst den Chef und dann mich.

Nachdem der Rest der Armee auf der Nehrung wieder auf Vordermann gebracht worden war gemäß dem Motto: Der Soldat muss gequält werden, damit er Lust hat, zu sterben – wurden wir erneut eingesetzt. Über Pillau und Samland ging es in den Raum vor Königsberg oder genauer gesagt, nach Peyse in das Marinedepot. Die vielen überirdischen Bunker waren nur mit einer dünnen Betondecke überzogen, bei einem Volltreffer war es aus. Zuvor lagerten hier Minen, Torpedos und was die Marine so brauchte. Hier haben wir nun uns und die Verwundeten untergebracht, wir legten uns aber in Erdlöcher, das war sicherer. Es herrschte hier auch noch keine Weltuntergangspsychose.

Am 17. April 45 befahl der Chef dem Rest der Kompanie „Antreten!“ Wir bekamen unsere Papiere, das Soldbuch wurde uns mit dem Wehrpass ausgeliefert. Außerdem mussten wir unsere Waffen, die Pistolen, abgeben. Die Papiere hatte ich nun, aber sie waren mir in Zukunft nur hinderlich. Ich wollte mich hier schon aus dem Staub machen, doch wohin in diesem Chaos? Die Stimmung war sehr unterschiedlich, einige Landser waren deprimiert und erschüttert, aber die meisten waren glücklich darüber, dass dieses Morden ein Ende nahm, besonders nach dem, was wir in der letzten Zeit erlebt hatten. „Unser General hat kapituliert, wir gehen in Marschordnung in Gefangenschaft!“ sprach der Chef und ging.

Einige Einschläge vom Russen brachten die Marschordnung ohnehin durcheinander. Ich sah auch viele heulen, aber nicht aus Freunde, sondern aus maßloser Enttäuschung. Diese Leute hätten den Krieg wohl noch gerne weitergeführt, weil sie, wie Göbbels, an die Auferstehung glaubten. Zunächst lief noch alles ziellos durcheinander. Erst jetzt sah man die vielen Stalin Panzer, die in Bereitschaft standen. Gulasch hätten sie aus uns noch machen können, wenn wir nicht kapituliert hätten. Da trat doch tatsächlich noch ein Hauptmann aus unseren Reihen auf und schrie: „Keiner wirft die Waffe weg, alles hört auf mein Kommando!“ Doch genau das Gegenteil trat ein, Pistolen und andere Waffen flogen im hohen Bogen ins Wasser. Ein kleiner Russisch mongolischer Panzeroffizier, der mit uns verhandelte, sah recht hilflos zu, genau wie unser Hauptmann, der noch Widerstand leisten wollte. – Aus und vorbei, du rettest den Freund nicht mehr… Wir waren ja nur ein Teil der 4. Armee, der andere war noch fleißig am Schießen und das jetzt ausgerechnet auf unseren großen Gefangenenhaufen. Wir durften vor unseren eigenen Granateinschlägen nicht in Deckung gehen – verflucht noch mal, wann hörte denn endlich der ganze Zauber auf? Zum Schluss würde man noch von eigenen Kameraden umgelegt, und das, als man glaubte, der Krieg sei zu Ende. 

Quelle: unbekannter Veteran

Beim Einlaufen und Ausladen der letzten Kampffähren in Hela marschiert das Regiment in ein rückwärtiges Waldgebiet von Hela, wo ihm ein "Jagen" als Sammelplatz zugewiesen wird. Völlig übermüdet und ausgehungert liegen die Männer dicht gedrängt unter den Bäumen und haben zumindest Sichtschutz gegen die feindlichen Flugzeuge. Im Laufe der Nacht wurde das Regiment aufmerksam, das eine Einheit unserer Division außerplanmäßig gar nicht erst im Sammelraum erschienen, sondern im Hafen gleich auf ein größeres Schiff für den Weitertransport umgestiegen ist. 

Quelle und Inhaber: 
Die Geschichte des Artillerie Regiment 240 in der 170. Infanterie-Division 1939 - 1945 - Martin Blanken
Seite 132 -137
 

 

Kriegstagebuch Pionier Bataillon 240  Ostpreußen - Heiligenbeil

 
  9.Februar
Der Regen hat nachgelassen, mildes Wetter.
Immer wieder greift der Russe aus den Wäldern heraus an. 
Was hier von Männern geleistet wird geht über alles, was bisher war, hinaus. 
Welle auf Welle der rote Flut stürmt an. Abends trifft der Befehl ein, daß 
unsere Division Armee Reserve wird. Die Ruhe wird aber auch benötigt, da die 
letzten Wochen ununterbrochenen Einsatz brachten. Im Nachtmarsch erreichen 
wir über Mehlsack das Dorf Lays. Wir hoffen auf einige Tage Ruhe.
10.Februar
Wieder eine Täuschung! Wird nichts mit der Ruhe. Nachmittag trifft ein neuer Einsatzbefehl ein: Braunsberg.
Ein neuer Befehl kurz danach ändert das Ziel: Zinten.
Die Kompanien rücken nach Mehlsack ab, um im Bahntransporten den neuen Raum zu erreichen, ebenso Teile des Stabes.
11.Februar        
Neuer Btl.Gef. Stand: Rittergut Otten bei Zinten.Um 2 Uhr Abfahrt mit 3 Lkw dorthin. 
Dem Führer der Kolonne, Oblt. Woldt, wird eingeschärft: Zinten ist feindbesetzt, nicht berühren! Unterwegs steigt Oblt. Woldt aus der Kolonne aus und fährt mit einem Pkw weiter. 
Er übergibt Inspektor Kraatz die Führung. Es ist dunkel, von der Fahrtstrecke sehen wir nichts. 
Plötzlich gibt es MP-Feuer und vom Kradmelder, dessen B-Krad beim Lkw im Schlepp ist, der Ruf: Iwan! Gewehr packen, runter von Wagen, ist eins. 
Hinter einer Gar­tenmauer gehen wir in Deckung. Wir müssen in Zinten sein, denn schemenhaft heben sich viele Häuser empor.
Von drei Seiten erhalten wir Feuer. Zu einer kurzen Beratung treffen wir uns in einer Kellergarage. Da er­blicken wir im Dämmern kaum 3m von uns einen T 34, der den Motor anwirft und den Turm dreht. 
An der niedrigen Gartenmauer gehen wir wieder in Deckung und erwidern das Feuer aus den Nachbarhäusern. 
Da der Ruf: Inspek­tor Kraatz hat Bauchschuß! Trotz des Beschusses wird ein Wagen angeworfen, es soll versucht werden, damit durchzukommen. 
Viele Kameraden laufen hin. In dem Augenblick setzt der Panzer die erste Granate in den Lkw. Hilferufe und Jammern und wieder Granateinschlag. 
Das Gewehr-, MP- und MG-Feuer des Russen steigert sich. 
Jetzt heißt es: entweder - oder! Keiner weiß genau die Richtung, aus der wir gekommen sind, da es ja dunkel ist. Hinter dem brennenden Lkw steht ein zweiter Wagen dieser ist voll beladen mit Minen aller Art.Trotz des Beschusses gelingt es mir, wegzukommen. Auf der Straße gehe ich in Richtung der deutschen Front. Rechts bewegen sich dicht neben der Straße auf dem Bahnhofsgelände die Russen. Auf den Ruf „Stoi" wird nicht reagiert. Nach einigen Kilometern erreiche ich bei Kuchen die deutschen Vorposten und treffe in Hermsdorf unseren Troß.
Auf dem Gefechtsstand in Otten treffen nach und nach 7 Kameraden ein, die das Glück hatten, das Verhängnis zu überstehen; 18 Kameraden blieben in Zinten.
12. Februar
Nachts rückt das Bataillon nach Zinten ab, da ein Angriff startet. 
Der Bahnhof Zinten soll genommen werde Vielleicht wird etwas von den gestern Vermißten bekannt.
Der Bahnhof ist von den Russen stark besetzt. 
Der Angriff kommt nicht voran, bleibt zwischen den vielen Waggons und Loks liegen. 
Der Kommandeur, Major Leibol wird verwundet. Oblt. Mucha übernimmt die Führung. 
Oblt. Woldt wird als Adjutant abgesetzt, da er das ge­strige Unglück verschuldet hat. 
Adjutant wird Lt. Nick.
14. Februar 
Das Bataillon ist weiterhin in Zinten infanteristisch eingesetzt.
Trübes und nasses Wetter.
15. Februar 
Klares Wetter. Feindliche Flieger klären auf.
Schwere und schwerste Artillerie setzt der Russe ein.
Unsere Verluste werden immer größer.
Trüb, etwas Schnee.
16. Februar 

Die Küchen und V-Trosse rücken wegen des starken Beschusses nach Hermsdorf ab.

Das Bataillon soll umgegliedert werden, da wir ja keine 1.Kp.mehr haben.

20. Februar 
Noch verläuft die Front bei Zinten. Der Beschuß durch den Russen wird immer stärker.
Der Btl.Gef.Stand Gut Otten liegt unter Pakfeuer.
Das Pi.Btl. 1547 wird als 1.Kp.übernommen.
21. Februar 
Das Bataillon wird aus dem Einsatz Zinten herausgenommen.
In einem Wald 5 km nördlich Hermsdorf liegt der neue Gef. Stand. Die Dörfer werden sämtlich geräumt, da sie ständig unter Artilleriebeschuß und Bombenangriffe liegen.
Aber auch im Wald treten immer wieder Ausfälle ein.
Dauernd kreisen russische Flugzeuge darüber und beschießen jede Bewegung und jeden Rauch mit Bomben und Bordwaffen.
22. Februar 
Jeder sucht sich unter den Bäumen eine Schlafstelle.
Der Himmel ist unser Zelt, der weiße Schnee die Bettdecke.
24. Februar 
Trüb, keine Flieger.
Die 4.und 5 Bau-Kp. beginnen mit dem Bau von Bunkern.
In der Hauptsache sind dafür nur Hiwis eingesetzt, die sich meistens im Wald verstecken; manche Razzia muß stattfinden.
Aus Richtung Braunsberg und auch Zinten dringt starker Gefechtslärm. Ich glaube, unser Aufenthalt hier ist auch nicht von langer Dauer.
Major Leibold erhält die Führung eines Gr.Rgts.Hpt. Mucha wird Kommandeur unseres Bataillons. 
Daß darüber sich jemand freut, kann ich nicht gerade behaupten. 
Wir mögen ihn alle nicht, da er kein offenes Wesen hat.
28. Februar 
Der Schnee geht immer mehr weg. 
Seit dem 17.Januar haben wir keine Post mehr erhalten.
9.30 Uhr Trommelfeuer. Im linken Abschnitt greift der Russe an und stößt bis zu Autobahn vor. 
Der Wald liegt unter starkem Artilleriebeschuß. 
Bei klarem Wetter kur­ven ständig russische Flieger. 
Nur einmal lassen sich sechs deutsche Jäger sehen.
  2.Marz
Immer wieder Artilleriebeschuß des Waldes. Am schlimmsten sind die Baumkrepierer
  5.Marz
In den letzten Tagen hat es stark geschneit.
Das Bataillon ist zwischen Hermsdorf und Gut Otten infanteristisch eingesetzt.
  7.März
Morgens kommen alle vom infanteristischen Einsatz  zu­rück ins Lager, ohne Feindberührung gehabt zu haben.
  9.März
Wieder infanteristischen Einsatz; diesmal ostwärts von Hermsdorf. Ist kälter geworden.
11.März
Die Kompanien sind den Gr. Rgtern direkt unterstellt. 
Die Kampfstärken schmelzen immer mehr zusammen. Wann kommt der Augenblick, wo wir uns in Ostpreußen nicht mehr halten können?
13.März
Es liegt etwas in der Luft. Alle Nerven sind gespannt. 
Und die Spannung kommt zur Entladung.
Um 8.15 Uhr setzt stärkstes Trommelfeuer des Russen ein. Großangriff! Unser Bataillon geht am Waldrand in Auffangstellung. 
Nördlich von uns hat der Feind be­reits die Autobahn überschritten und Lank (bisher Div. Gef. Stand) erreicht. 
Er steht also fast schon In unserem Rücken.
14.März
Über die Autobahn hinweg und Schönrade erreichen wir  das Troßquartier 2 km südlich Bladiau.
Artillerie, Flak und Pak sind gewaltig aufgefahren, leider ist nicht genug Munition vorhanden.
15.März
Um 8 Uhr Panzeralarm, 2 Panzer werden von der Flak erledigt. 
Mittags legt der Russe einen Feuerüberfall auf Bladiau wie ihn von uns noch keiner gesehen hat. Wie ein Beobachter der Artillerie uns sagt, müßten dabei mehrere Artillerie-Regimenter zusammengefaßt worden sein.
16.März
Die schweren Kämpfe fordern Opfer auf Opfer. Am Fuchsberg fällt unser Adjutant Lt. Nicko. Adjutant wird Lt. Bentfeld, bisher 3.Kp.
17.März
Immer enger wird der Frontabschnitt. Nicht mehr weit hinter uns liegt das Haff.
18.März   
Ganz klares Wetter ist geworden. Ohne Unterbrechung kurven russische Schlachter. 
Mit Bomben und Bordwaffe nehmen sie jede Bewegung unter Feuer. Pults schwerer amerikanischer Bomber laden ihre Last immer wieder auf die Straße Heiligenbeil - Rosenberg ab. 
Wie soll das nur noch ausgehen? Keiner hat mehr Hoffnung, hier herauszukommen!
19.März
Die Stellung verläuft auf den Höhen vor dem Dorf Gr. Hoppenbruch.
Immer wieder sind feindliche Bomberpults und Schlachter am Himmel bei dem klagen Wetter. Und wo sind unsere Jäger? 
Ab und zu schießt die Flak einen Russen ab. Was ist das schon gegenüber der Masse!
Der Russe macht uns hier nach und nach fertig. Unser Befehl lautet: Halten bis zum letzten Mann und zur letzten Patrone ! 
Sollen wir gegen die Masse mit bloß Händen anrennen? Munition fliegt beim Ausladen in Rosenberg bereits in die Luft. 
So stehen Geschütze ohne Granaten oder Kartuschen. Wer soll einmal all das unnütze Blutvergießen hier verantworten?

Quelle: Kriegstagebuch von Georg Armbrüster (Pionier-Bataillon 240)


     

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